Neuland
Dass es ein Abenteuer werden würde, nach Nepal zu reisen, das wussten wir – welches Abenteuer aber wirklich auf uns warten würde, das war uns dann vielleicht doch nicht so klar. Kathmandu ist wirklich krass– ein anderes Wort, dass es treffender beschreiben würde, gibt es wohl nicht. Damit angefangen, dass nahezu jeder Zweite einen Mundschutz trägt, um sich vor der erstickenden Mischung aus Staub und Abgasen, der unzähligen Autos und Roller zu schützen. Der Straßenverkehr ist, sagen wir mal kreativ –um bei den Adjektiven mit k zu bleiben – ob es Regeln gibt, da bin ich mir noch nicht so sicher und es scheint, als könnten die Autos sich im letzten Moment auf wundersame Weise verbiegen, sodass es doch irgendwie möglich ist, an einander vorbei zu kommen oder Straßen zu befahren, die wohl eher die Breite eines Gehwegs haben. Für den 210 km langen Weg nach Pokhara sind wir schon 7 Stunden unterwegs und haben wohl auch noch etwas Zeit vor uns… kein Wunder wenn die Straßen eher Schotterpisten gleichen. Jedes deutsche Schlagloch wäre neidisch und zwischendurch Wasser zu trinken ist eher ein Glücksspiel ––50% landet wohl eher auf der Jacke.



Aber zurück zu Kathmandu…
Die Stadt leidet leider immer noch erheblich unter den Folgen des Erdbebens. Das wird zum einen klar, wenn man durch die Altstadt läuft und Tempel, die vor 3 Jahren noch da waren, heute nur noch Geröllhaufen sind. Die Tempel, die noch stehen sind aber echt eindrucksvoll, wobei wir noch etwas Schwierigkeiten mit der Unterscheidung– also ob wir da vor einem Hindu oder buddhistischem Tempel stehen, haben (wurde im Laufe des Tages aber besser, vorallem wenn man bei den Guides anderer Gruppen ein wenig lauscht ? )
Im Museum der Tempelanlage des Durbar Square, kann man sich Fundstücke der eindrucksvollen, aus tief dunklen Holz geschnitzten Fenster ansehen, die so detailverliebt sind und hoffentlich irgendwann wieder an den restaurierten Gebäuden angebracht werden können. Überhaupt die Kultur und vor allem die Religiosität der Nepalis sind ziemlich beeindruckend. In der kleinsten Gasse oder einem versteckten Innenhof stößt man auf eine Stupa, einen Tempel oder auf ein anderes hinduistisches oder buddhistisches Gottesabbild. Die Menschen leben mit diesen Artefakten, legen Blumenketten und Obst nieder und bleiben zwischendurch einfach mal stehen, halten inne, murmeln etwas und gehen weiter.




Gegangen sind wir auch verdammt viel, darum durfte eine mittägliche Stärkung auch nicht fehlen. Die vegetarischen, mit Kohl und einer Unzahl an Gewürzen gefüllten Momos waren echt mega und auch das von Markus heißgeliebte Butter Chicken war ziemlich gut – 2 Liter Wasser dabei = 7,48€ da lacht das Backpackerherz ??


Zum Anderen zeigt sich die Schwere der Erdbebenfolgen weiter außerhalb vom Touriviertel, da wo man normalerweise nicht hinkommt. Auf dem Weg raus aus der Stadt, sieht man Bilder, die einen zutiefst traurig machen. Es ist einfach dreckig und zwar nicht ein bisschen, sondern es ist einfach alles braun vom Staub und Sand; überall liegt Müll. Alles erscheint provisorisch und eher schlecht als recht konzipiert. Die Menschen waschen sich am Straßenrand, mit Wasser aus Kanistern oder Schüsseln. Als wir das gesehen haben, haben wir Beide nicht verstanden, warum wir zum Mars fliegen wollen, anstelle dessen den Menschen und damit auch der Erde zu helfen.




Da ist es wohl irgendwie auch verständlich, dass man als Touri über den Tisch geuogen wird. Wobei das gar nicht das Schlimm ist, sondern die Unehrlichkeit, die nervt. So zum Beispiel beim Busticket… die vorderen Reihen sind grundsätzlich nicht von Touristen besetzt und egal was verkauft wurde, wird man nach hinten verfrachtet, wo es noch mehr ruckelt. Außer man meckert wie ich einfach was herum und besteht auf die versprochenen Plätze ?
Aber auch das überlebt man, sollte man aber wissen – genau wie, dass die Fahrt 800 Rupie kostet und nicht wie vom Hotel angeboten knapp 1.400 pro Person – versuchen kann mans ja.
Mit diesen eindrücken, die wir wohl beide nicht so schnell vergessen werden, geht es nun ins Hochland – ins Himalaya zu den Gipfeln der Welt, wo wir uns auf die frische Luft freuen und das Neuland weiter erkunden können.
Namaste
Simone