Oftmals sind es die Empfehlungen anderer Reisenden, die uns zu den tollsten Plätzen führen. Im Falle von Tai-nan trifft das aber leider nicht so für uns zu. Auch wenn die Taiwaner die alte Hauptstadt als „Food Heaven“ feiern, hat es uns hier nicht so gut gefallen. Ein Grund ist die verhältnismäßig schlechte Infrastruktur, die hauptsächlich auf Bussen basiert. Vor allem nachdem wir von Taipeh, wo die MRT alle paar Minuten fährt, verwöhnt waren, war es schwierig sich an die komplizierte Busstruktur zu gewöhnen. Aber auch das Sightseeing hat uns nicht sehr beeindruckt.



Eine der Hauptattraktionen, das tolle Essen, hat uns umso weniger begeistert, da man oft aufgrund der Sprachbarriere, nicht erkennen konnte, was in den unzähligen kleinen Restaurants angeboten wird und da wir wissen, dass Taiwaner gerne Innereien essen, waren wir dann doch etwas skeptisch. Außerdem hat Markus in den letzten Tagen in Asien eine Aversion gegen jeglichen, auch leichten, Fischgeschmack entwickelt, was sich wirklich nicht gut macht in einem Land, in dem gefühlt alles mit Fischsauce gewürzt wird.
Daher haben wir uns nach zwei Tagen dann entschieden nach Kaohsiung (oder Katschinga wie wir es anfangs immer versehentlich genannt haben, obwohl es eigentlich Gauxiung ausgesprochen wird), der nach Taipeh zweitgrößten Stadt Taiwans zu fahren. Die Stadt liegt etwa 45 Minuten südlich von Tai-nan und ist mit dem Zug super gut und günstig zu erreichen. Bei der Anreise durften wir erneut erleben, wie unglaublich hilfsbereit und freundlich die Taiwaner sind. Da der Busfahrer in Tainan nicht wirklich vermitteln konnte, ob der Bus zum Bahnhof fährt, ist kurzer Hand ein Fahrgast eingesprungen, der uns dann auch beim Einstieg in den Zug (hier klappt es mit der Wagenreihung ^^) geholfen hat. In Kaohsiung angekommen, haben wir uns dann auch wieder pudelwohl gefühlt. Gut ausgebaute Infrastruktur, tolle Restaurants und ein sehr schönes Hostel zum Budgetpreis.




Hier hat nun das Wetter auch wieder mitgespielt, sodass wir unsere letzten vier Tage mit +20 Grad verbringen konnten. Um das gute Wetter auszunutzen hat es uns dann auch direkt zum Lotus-See verschlagen. Im Bereich des Sees gibt es unglaublich viele, riesige und schöne Tempel. Bekannt ist der See aber für seine Pavillons und Pagoden. Insbesondere ist der Tiger-Drachen Pavillon zu nennen, bei dem man durch das Maul des Drachen geht, um auf der anderen Seite beim Maul des Tigers wieder herauszukommen. Die ganze Prozedur soll Glück bringen – also können wir für unser 2019er Konto direkt mal ein paar Punkte verbuchen. Zwar ist alles etwas kitschig, aber gerade Simone hat es total gut gefallen.






Für den nächsten Tag hatten wir uns vorgenommen, zum Buddhismus Museum mit einem angeschlossenem Kloster zu fahren. Die Bilder auf den Reisebloggs sahen schon echt viel versprechend aus. Als wir dann aber nach 1,5 stündiger Anreise angekommen waren, hat es uns echt die Sprache verschlagen. Das komplette Areal ist einfach gigantisch. Dadurch, dass der Komplex außerhalb der Stadt gebaut wurde, war genug Platz für weitläufige Pagoden, das Museum und Vorplätze. Über dem ganzen trohnt ein riesiger goldener Buddha. Die Szenerie ist wirklich beeindruckend und kann eigentlich kaum auf Fotos eingefangen werden.


Für die Buddhisten ist die Anlage (Eintritt kostenlos!) zudem eine Pilgerstätte, da hier einer der drei Zahnreliquien Buddhas, die es heute wohl noch geben soll, liegt. Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, das Zähnchen zu bestaunen. Unglücklicherweise war uns, als wir die auf Mandarin geleitete 30 minütige Meditation und Gesprächsrunde betraten, aber nicht klar, dass man das Zähnchen selber gar nicht zu Gesicht bekommt. Vielmehr war nur die Schatulle zu bestaunen, sowie ein aus weißer Jade gemachter liegender Buddha. Nach mehr als genug Ching Chang Chong hatten wir uns unseren Milk Bubbletea dann auch redlich verdient. Inzwischen haben wir beide eine große Abhängigkeit entwickelt und uns war klar, dass wir das beide ziemlich bald ziemlich vermissen würden. Das angeschlossene Kloster ist wohl das luxuriöseste, was wir je gesehen haben – wir waren uns einig, hier würden wir auch Mönch/Nonne sein.


Hungrig von den Erlebnissen des Tages, haben wir dann mal die taiwanesische Hot Pot Variante ausprobiert, die uns aber nach der aromatischen koreanischen Variante nicht so vom Hocker gerissen hat.
Unseren letzten Tag in Kaohsiung haben wir auf der vorgelagerten Cijin-Halbinsel verbracht. Ein Paradies für jeden Seafood Fan, da wir nach der kurzen Fährfahrt (max. 3 Minuten) bei unzähligen Fressständen ankamen. Da Samstag war, wurden die auch gut frequentiert, genau wie die elektrischen vierrädrigen Fahrräder. Wir haben uns dann aber für einen Spaziergang am Strand, ein Bier in der Strandbar und die Aussicht vom Leuchtturm entschieden.




Gekrönt wurde der Tag dann noch mit einem Besuch auf dem Nachtmarkt. Das Angebot hat uns deutlich besser gefallen als in Taipeh und nachdem wir den frittierten Meeresfrüchte-Gemüseball, mit Käse überbackenes Hähnchengeschnetzelte, ein mit Ente, Kordiander, eingelegtem Gemüse und Erdnüssen belegtes Brötchen vertilgt hatten, fehlte nur noch der obligatorische Milchtee um uns ausgesprochen glücklich zu machen.
Den letzten Tag in Taiwan haben wir mit dem Transfer aus dem Süden zurück in die Hauptstadt verbracht. Passenderweise hat es geregnet, da nicht nur wir, sondern auch Taiwan traurig war, dass wir am nächsten Tag das Land – ja sogar den Kontinent – verlassen würden.

Mit der Aussicht am nächsten Tag um 08:00 Uhr in Taipeh loszufliegen und am selben Tag um 08:22 Uhr in San Fransisco zu landen, schlummerten wir dann recht früh in unserem Flughafenhostel ein.
Damit endet dann unsere mehr als zweieinhalbmonatige Zeit in Asien. Auch wenn wir damit voll unserem Plan gefolgt sind, sind wir nicht sicher, ob die Entscheidung wirklich so gut war. Aber wahrscheinlich spricht da einfach die Ungewissheit und „Angst“ aus einem. In Asien haben wir uns auf jeden Fall pudelwohl gefühlt. Nachdem Taiwan insbesondere Simone richtig neugierig auf Japan gemacht hat, wird es aber sicherlich nicht lange dauern, bis wir wiederkommen werden.
Und jetzt werden wir ein neues Kapitel aufschlagen und gemeinsam Mittel- und Südamerika entdecken.
Bis bald
Markus & Simone