In der Schule hat wohl jeder die Brainstorm–Methode gelernt, die einzelnen Buchstaben eines Wortes mit Assoziationen zu verknüpfen. Mit der Methode kann man aber auch ganz gut vermitteln, welche Eindrücke wir in den letzten zwei Wochen sammeln konnten und das sind bei Weitem nicht alle!!
K affee, Kakao, Kokos, Kolonialherrschaft, Kolibris, Kochbananen
O zeane
L ulo
U rwald
M enu del día, Mais
B ergwelten
I ndigene Stämme, Illegalität
E xotische Früchte, Empanadas, Extreme
N arcos, Nachtleben
Um ehrlich zu sein, wussten wir nicht wirklich, dass uns all das erwarten würde. Da uns aber etliche Reisende von dem Land vorgeschwärmt haben, in dem es so nette Menschen und die schönsten Frauen gäbe und die Natur so traumhaft sei, stand Kolumbien recht hoch bei uns im Kurs. Insbesondere eine Stadt wurde immer wieder hervorgehoben „Cartagena“. Die Stadt Cartagena liegt im Norden des Landes, direkt an der Karibikküste (einer der beiden Ozeane die an das Land angrenzen) und ist zweifellos die schönste Kolonialstadt, die wir jemals gesehen haben. Zum Glück kann man direkt hierher fliegen, sodass wir mit der Destination wohl die beste Wahl für unseren Einstieg in Kolumbien getroffen hatten. Am Flughafen kann man übrigens an der Information nach dem Taxipreis zu seinem Hotel fragen und bekommt sogar einen Zettel mit dem angemessenen Preis ausgehändigt. Eigentlich ziemlich cool für Neuankömmlinge, die sich weder mit der Währung, noch dem Preisniveau auskennen – blöd nur, wenn man den Zettel dem Taxifahrer gibt ?. Den Fehler macht man wohl nur einmal. Trotzdem sind wir wohlbehalten in der historischen Altstadt angekommen und nach diesem schier endlosen Tag, brauchten wir erstmal ein kaltes Willkommensbier. Daraus wurden dann noch zwei weitere, mit denen wir mit einem amerikanischen Barkeeper angestoßen haben und einen tollen Abend hatten.
Am nächsten Tag stand für uns dann das übliche Touriprogramm an. Als Tipp hatten wir gelesen, dass man am besten planlos (das können wir ?) durch die Altstadt laufen sollte, da diese einfach so viele tolle, sehenswerte Ecken hat. Weit kamen wir dabei aber nicht, denn bereits nach fünf Minuten nahmen wir das Angebot des Schokoladenmuseums an kostenlos einzutreten– hauptsächlich, um kurz in einen klimatisierten Raum zu gehen, weil es so unglaublich heiß war und die Sonne wirklich richtig vom Himmel brutzelte. Nachdem uns dann aber ebenfalls eine Reihe an Kostproben angeboten wurden, waren wir vollends auf Schokolade gepolt. Am besten war mit Abstand die Kokosmasse, deren Konsistenz mit Marzipan verglichen werden kann und die zur Krönung noch mit einer leckern dunklen Schokolade überzogen ist. Da gab es für Markus dann kein Halten mehr, sodass direkt Nachschub eingekauft wurde. Damit hätten wir also bereits zwei Begriffe abgehakt – Kokos und Kakao, wobei wir dazu im nächsten Beitrag noch ausführlicher berichten werden. Beide sind zweifellos richtig gut in Kolumbien!
Mit dieser Stärkung war es uns dann aber möglich, die Altstadt zu erkunden, wobei wir immer wieder stehen blieben und uns gegenseitig erzählten, wie schön diese Stadt einfach war. Die kolonialen, herrschaftlichen Häuser strahlten in ihren ganz unterschiedlichen, bunten fast schon grellen Farben um die Wette. Zusätzlich zu der Farbvielfalt der Häuserfassaden haben fast alle Häuser einen tollen, hölzernen Balkon, der mit Blumen bewachsen ist. Ein Bilderbuch kann wohl kaum schöner sein. Nach zwei Stunden mussten wir dann aber doch vor der Hitze kapitulieren und für eine kurze Abkühlung in den Whirlpool auf der Dachterasse hüpfen.




Für den Nachmittag hatten wir uns für eine kostenlose Stadtführung angemeldet. In der Führung ging es aber nicht um die Stadt selbst, sondern wie für uns gemacht, um typische Mahlzeiten, Obst, Getränke und Süßigkeiten. Die Idee hinter dem Konzept ist, dass man mit einem Guide für circa drei Stunden durch die Stadt läuft und an verschiedenen Ständen Halt macht, wo man die Leckereien direkt probieren kann. Währenddessen wird einem nicht nur erklärt, was man essen sollte, sondern ebenfalls wie, warum die Menschen die Sachen essen/trinken, welche Unterschiede und Besonderheiten usw. es gibt. Beim ersten Stopp gab es das von uns so gefeierte Ceviche, das ebenfalls in Kolumbien sehr beliebt ist. Die traditionelle Zubereitung hier erfolgt jedoch indem eine Cocktailsauce angerührt und zu dem bereits gekochtem Fisch und den Meeresfrüchten gegeben wird.


Die Variante ist zwar auch nicht verkehrt, aber hat uns nicht so überzeugen können, wie die peruanische Variante. Die kolumbianischen Männer essen ihr Ceviche angeblich, um genug Power zu haben, um ihre mindestens drei Freundinnen händeln zu können… soviel zur Machokultur ?. Als nächstes stand ein Fruchtsaftstand auf dem Programm. Was sich ziemlich langweilig anhört, war aber nahezu das Highlight der Tour. Wie wir in Mexiko bereits festgestellt hatten, kannten wir uns nur ziemlich rudimentär mit den exotischen Früchten aus. Die Unkenntnis wurde hier aber noch getoppt und wir kannten nahezu keine Frucht, die hier zu Shakes verarbeitet angeboten wurden. Die Königin der Früchte ist dabei Lulo. Diese Frucht wächst nur am Fuße der Anden in Kolumbien und Ecuador. Daher sind die Kolumbianer auch ziemlich stolz auf die Frucht. Für uns schmeckt sie wie eine Mischung aus Ananas, Erdbeere und Kiwi ??? und damit einfach genial! Seit dem Tag ist Simone luluoverrückt und wenn sich nicht täglich ein Lulosaft auftreiben lässt, führt das schonmal zu kurzem Unmut ?. Neben der Lulo waren uns beispielsweise die Zapote, die Nispero und eine mini–bananenförmige Maracuja ebenfalls vollkommen unbekannt und die Aufreihung könnte noch ellenlang weiter gehen. Da die anderen Teilnehmer ihre Säfte zum probieren herumgaben, konnte man echt ganz viele unterschiedliche und zum Teil neue Geschmäcke kennenlernen – richtig toll! Das Highlight für Markus war wohl, dass er entdeckt hat, dass es in Kolumbien ebenfalls Stachelannone, wohl eher bekannt als Soursop, gibt. In Singapur hat Markus die Frucht lieben gelernt und so war Guanabana für ihn wohl das wichtigste Wort, das er an dem Tag gelernt hat. Bei der dritten Station kam dann ein weiterer Zuckerschock auf uns zu. An einem kleinen Wagen verkaufte eine Frau marmeladenartige, zähe, pappsüße Pasten, die aus Früchten oder Kokos gemacht wurden. Scheinbar löffeln die Kolumbianer diese Pasten. Für uns war das aber ziemlich merkwürdig und erst die Kombination mit dem Yuca–Kokosbrot ??? konnte uns überzeugen. Nach dem ganzen Süßkram war uns allen aber nach was Herzhaftem und glücklicherweise steuerten wir einen Stand auf der Straße an, an dem wir am Mittag schon neugierig vorbeigeschlendert sind. Dort wurde allerlei frittiertes Zeug verkauft, wobei das Arepa con huevo der typischste Snack ist. Hierbei handelt es sich um eine zweimal frittierte Maismehltasche, die mit Ei und wahlweise Fleisch gefüllt ist. Ehrlich gesagt schmeckt so ein Arepa aber recht langweilig und auch die Saucen konnten nicht viel daran ändern. Preislich spielt der Snack aber ganz oben mit, da er gerade einmal 57 Cent kostet. Simone hatte in der Zwischenzeit aber noch ein gelbes, apfelgroßes Bällchen entdeckt, das ziemlich vielversprechend aussah. Dieser ebenfalls frittierte Ball war mit Kartoffeln und Fleisch gefüllt und anders als das Arepa nach kürzester Zeit von uns beiden verschlungen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der kolumbianischen Küche ist die Kochbanane. Diese kann man wirklich überall in den verschiedensten Zubereitungsformen finden. Beim nächsten und letzten Halt konnte man die Kochbanane als Chips bekommen. Genau wie die Yucawurzel wird die Banane in dünne Scheiben geschnitten und frittiert, sodass knusprige Chips entstehen. Im Prinzip wird es wie in Asien gemacht, nur dass diese Bananenart weniger süß schmeckt. Wohlig gesättigt haben wir dann noch mit den anderen Teilnehmern ein Bier in der Bar getrunken und uns über Kolumbien, unsere Reiserouten und Erfahrungen ausgetauscht. Wir können diese Tour nur jedem empfehlen!
Da uns die Empfehlungen unseres Guides und die Tour an sich so gut gefallen haben, beschlossen wir am nächsten Tag ebenfalls die „normale“ Stadtführung zu machen. Um dafür ausreichend gestärkt zu sein, kehrten wir zum Mittagessen in ein am Vortag angepriesenes Restaurant ein, um ein Menú del día zu vertilgen. Der Guide sollte Recht behalten, denn neben dem unschlagbaren Preis von gerade einmal 4,57 Euro schmeckte das Essen richtig gut! Wir entschieden uns beide für die Kombination aus zwei Kochbananenküchlein (am ehesten kann man diese wohl mit Reibekuchen vergleichen), einer großen, super leckeren Portion Kokosreis und einem guten gemischten Salat. Komplettiert wurde das Ganze dann noch von einem richtig guten Steak für Markus und einem absolut grätenfreien Fischfilet für Simone.



Die anstehende Stadtführung war dann der ideale Verdauungsspaziergang. Wobei das, was man auf der Tour zum Teil hören sollte auch nicht die leichteste Kost war. Cartagena wurde im 16. Jahrhundert, nachdem die Spanier zuerst in Santa Marta gelandet waren, auf verworrene Weise ebenfalls kolonialisiert. Neben der Einnahme des neuen Landes war den Spaniern vor allem an Einem gelegen, nämlich Cash zu machen. Und wie machte man zu der damaligen Zeit Geld – in dem man Bodenschätze wie Gold ausbuddelte und nach Europa exportierte. Für diese Knochenarbeit in der sengenden Hitze brauchten die Spanier aber natürlich ihre Handlanger. So kam dann der Sklavenhandel in die Stadt. Es ist das eine im Geschichtsbuch davon zu lesen, aber etwas ganz anderes auf dem großen Platz vor dem ehemaligen Zollgebäude zu stehen, während der Guide Peitschenhiebe imitiert und Bilder von den Brandmalen der Sklaven zeigt. Was Menschen anderen Menschen angetan haben, kann einen schon ziemlich traurig machen. Das hat sich wohl auch ein für Cartagena bedeutender Geistlicher gedacht, der sich Zeit seines Lebens sehr für die Sklaven einsetzte. Neben dem Goldabbau errichteten die Sklaven aber ebenfalls die Stadtbefestigung und mehrere massive Verteidigungsanlagen. Die reiche Stadt Cartagena wurde nämlich des Öfteren von Piraten angegriffen. Da ein Großteil dieser Anlagen noch intakt ist und die Kanonen ebenfalls noch in ihren Schussrillen stehen, konnte man sich die Erzählungen des Guides ziemlich gut bildlich vorstellen und schon bald erklang auch die Filmmusik von Fluch der Karibik in unseren Ohren. Apropos Musik, egal wohin man in Kolumbien geht, überall wird Salsamusik oder Ähnliches gespielt; selbst im hässlichen Supermarkt. Das macht schon was mit Einem, wenn man ständig diese lebensfrohe Musik hört und man fühlt sich ziemlich schnell wohl. Außerdem verstanden wir langsam, wieso die anderen Reisenden sich so willkommen in dem Land fühlten. Was wir aber noch immer nicht richtig begriffen haben, ist wie ein typischer Kolumbianer denn aussieht. Wie uns unser Tourguide aber erklärte, liegt das vor allem daran, dass es neben den spanischen Kolonialherrschern und den afrikanischen Sklaven circa 70 indigene Stämme in Kolumbien gibt. Daraus entstand dann eine ganz schön bunte Mischung, wobei Mitglieder der Urvölker noch ziemlich stolz auf ihre individuelle, alte Kultur sind. Das zeigt sich auch im Stadtbild von Cartagena. So kann man für ein paar Pesos ein Bild mit den stolzen schwarzen Palanqueras, die bunte Kleider in den Farben der kolumbianischen Flagge tragen und auf dem Kopf einen Furchtkorb balancieren, machen. Das ist aber wohl eher etwas für die Kreuzfahrtouristen, die zum Teil zu Tausenden für einen Tagesausflug in die Stadt einfallen. Wer kann es ihnen verdenken, ist die Stadt doch einfach so schön!




Wenn hier die Rede von Stadt ist, ist damit die ummauerte Altstadt gemeint. Cartagena hat nämlich noch eine große Neustadt mit modernen Wolkenkratzern. Zu der Zeit haben wir uns aber noch nicht aus dem sicheren Touriviertel herausgetraut und eigentlich gab es für uns keinen Grund die Neustadt zu besuchen. Es hat sich hingegen aber sehr gelohnt, in das angrenzende Künstlerviertel zu schlendern, wo sich heute Hostels, Bars und Restaurants aneinander reihen. Neben der bunten Bemalung der Häuser findet man hier auch ganz tolle Graffitis. Am Abend steppt in diesem Viertel wirklich der ?, sodass der Abend für uns dort mit einem Bier am Straßenrand endete. Dafür nahmen wir einfach auf dem Bordstein Platz und nicht einmal der in der Nähe herumlaufende Karl konnte uns groß abschrecken. In solchen Momenten merkt man dann irgendwie, dass man wirklich auf Weltreise ist, frei entscheiden kann wohin es als nächstes gehen soll und dass es manchmal einfach am besten ist zu verweilen und zu beobachten.




Wir verbrachten noch zwei weitere Tage in der Stadt bevor es für uns dann wieder ans Meer gehen sollte. Wenn man in Cartagena ist, wird man nahezu mit Angeboten für Tagesausflüge zu nahegelegenen, schönen Stränden überschwemmt. Zwar gibt es auch in Cartagena selbst einen Strand, der lädt aber nicht wirklich zum verweilen ein. Für uns sah der Strand in Playa Blanca ziemlich vielversprechend aus, weswegen wir uns gegen die Tagestour entschieden und anstelle dessen für zwei Tage in eine, direkt am Strand liegende einfache Cabana einmieteten. Wie einfach die Unterkunft sein sollte, wurde uns aber erst bewusst, als wir dort ankamen. Dass es nur am Abend Strom und WLAN gibt, war schon ok für uns, aber dass es kein fließendes Wasser gab, war schon nicht so schön. Das allein hätte uns aber nicht dazu gebracht unseren Aufenthalt um die Hälfte zu reduzieren. Vielmehr war der direkt benachbarte Beach Club eine Nummer zu viel für uns. Um circa 13 Uhr steuerte ein großes Touristenboot eben diesen an und binnen weniger Minuten wimmelte es am vor uns liegende Strandabschnitt an Händlern und Jetskis. Ein Buch zu lesen oder einfach zu entspannen war bei der Doppelbeschallung schier unmöglich. Zudem war es nicht sonderlich förderlich, dass unsere Unterkunft den wohl besten Pina Colada im Umkreis angeboten hat und für die nächsten Stunden stapften die merkwürdigsten Leute zwischen uns herum. Eigentlich ziemlich schade, denn sobald die Boote wieder abgelegt hatten, kehrte eine unglaublich Ruhe auf der Insel ein. Erst dann, kann man das wirklich schöne Meer und den tollen Sandstrand wieder wertschätzen. Am Abend werden überall am Strand Lichter aufgestellt, was echt eine tolle Atmosphäre kreiert. Wenn man in Kolumbien reist sollte man im übrigen ein paar Brocken spanisch sprechen können. Dann sind die Kolumbianer auch durchaus gewillt, sich Mühe zu geben mit einem zu kommunizieren, auch wenn das manchmal etwas abenteuerlich sein kann. Zumindest hat Simone verstanden, was der nette Angestellte der Unterkunft von ihr wollte, als er sie zu sich an die Wassertonne (mit dem Wasser ist die „Handspülung“ der Toilette zu betätigen) rief. Bereits vorher, hatte Simone beobachtet, dass er bei vollkommener Dunkelheit, nur mit einer selbstgebastelten Fackel aufs Kanu gestiegen war und aufs Meer herausgepaddelt ist. Was so ziemlich merkwürdige anmutete, hatte den folgenden Grund: Der Behälter, den er auf dem Meer scheinbar mit Meerwasser gefüllt hatte, enthielt tatsächlich mehr als nur das. Vielmehr hatte er Biolumineszenz gefischt, die er nun zu dem übrigen Wasser in die Tonne schüttet. Wenn man jetzt mit dem Arm durch das Wasser der Tonne rührte, leuchtete dieses bläulich auf. Ziemlich cool! Auch direkt am Strand bei Wellen einzuschlafen und ein morgendliches Bad im Meer zu nehmen, hat uns echt gut gefallen. Zurückblickend haben wir unseren Kurzaufenthalt somit doch noch in guter Erinnerung behalten können, wobei wir schon froh waren, als wir am Abend im vier Stunden entfernten Santa Marta ankamen.
Welche Eindrücke wir dort von Kolumbien gewinnen konnten, berichten wir im nächsten Beitrag.
Hasta luego!
Simone