Hey, da fehlt noch was… Richtig- da fehlt noch Einiges! Da fehlen noch all die Geschichten zu unseren wundervollen letzten vier Wochen in der Vereinigten Staaten, in denen wir tausende Kilometer durch dieses riesige Land gefahren sind und so unglaublich vielfältige Eindrücke sammeln konnten. Da fehlt noch unser Bericht über unsere Rückreise und die Anfangszeit in Deutschland und außerdem fehlt da noch der Bericht zu einem ziemlich besonderem Ereignis, das unser beider Leben ziemlich auf den Kopf stellen sollte.

Bei alle dem was fehlt, weiß ich gar nicht, womit ich beginnen soll…

Aber vielleicht fange ich einfach mal damit an, zu erzählen wieso es so unglaublich lange gedauert hat, bis ich diese Zeilen geschrieben habe. Inzwischen ist es Mitte August und wir sind vor über 4 Monaten schon zurückgekehrt.
4 Monate, in denen das Tempo unseres Lebens schneller war, als das der Formel 1.
Innerhalb kürzester Zeit habe ich einen Job gefunden und anstelle einer ruhigen Ankunft in Deutschland, in der ich mich hätte ordnen können und neu ausrichten können, bin ich Hals über Kopf bereits am 1. Mai ins Arbeitsleben gestartet. Ob diese Vogel-Strauß-Variante so sinnvoll war – inzwischen bezweifle ich das stark. Dennoch, da war sie auf einmal wieder – die Angst etwas zu verpassen, die Angst nicht zu genügen und in der Luft zu hängen – der Anspruch an sich selbst, der Druck dem Normalen zu folgen.
Kurz gesagt, habe ich bei unserer Ankunft einfach nicht realisiert, dass ich etwas Zeit gebraucht hätte, all meine positive Energie, Kreativität und meinen Drang etwas neues zu starten, geordnet zu kanalisieren und mein Leben danach auszurichten (und trotzdem lehne ich jegliche Methodik ab).

Neben dem neuen Job und der Wiedereingewöhnung in unser Leben kam eine eventuell anstehende Veränderung bei Markus dazu, die die ganze Glaskugel nochmal neu durchgeschüttelt hat uns für einige Wochen ziemlich durcheinander gebracht hat.

Bei all dem Trubel war einfach keine Zeit, keine Kraft und auch keine Möglichkeit unseren Blog gebührend zu Ende zu führen. Denn mit dem Blog wollten wir ja nicht einfach Bilder hochladen und Anderen zeigen, was wir erleben. Nein, wir wollten viel mehr festhalten, was wir gesehen haben, welche Bilder und Momente uns bewegt haben, was wir dachten und fühlten. Wenn nun mal kein Raum mehr bleibt, passende Worte dafür zu finden, dann muss man solche Dinge halt mal schieben. Wahrscheinlich wäre es nicht notwendig gewesen, diesen Blogeintrag so lange zu schieben – wie dem auch sei, heute fühle ich mich bereit unser Ende der Reise zu rekapitulieren und mich zurück in die USA zu beamen.

Gedanklich begebe ich mich also mehr als 5 Monate zurück nach Medellín. Dass es erst einmal zurück nach Kolumbien geht, liegt daran, dass wir doch eigentlich gar nicht wieder in den Norden fliegen wollten, sondern der ursprüngliche Plan doch war, weiter in den Süden des Kontinents, den wir gerade erst angefangen hatten zu entdecken, zu reisen. Aber dazu sollte es nicht kommen, denn ehrlich gesagt, waren wir einfach nicht mehr bereit dazu. Zwar war Kolumbien echt toll und ein wunderbarer Einstieg für uns – Land und Leute haben uns echt fasziniert! Uns wurde vor Augen geführt, welch wirres Bild wir Europäer von dem Kontinent haben, denn nein  – hier leben definitiv keine Wilden und die Infrastruktur gleicht der Südeuropas ziemlich. Aber man kann auch nicht leugnen, dass das Reisen hier anders war. Anders als wir es aus Asien kannten und auch noch ein wenig anders, als es in Mexiko war. Natürlich waren in Kolumbien nicht alle Menschen kriminell oder hatten böse Hintergedanken, aber dennoch musste man dann schon etwas genauer hinschauen, wenn uns die Weiterreise mit einem passenden Busunternehmen ging. Um Unterkünfte für die nächste Nacht oder schlichtweg Wege, die man besser meiden sollte (zumindest ab einer gewissen Uhrzeit).

Genau dieses Hinschauen hat uns im Laufe der Zeit ermüdet. Uns erneut einzulesen und das Unternehmen zu finden, bei dem man in Tor 2 keinen Zonk finden würde – es wurde uns einfach zu mühsam. Viel mehr sehnten wir uns nach dem Freiheitsgefühl zurück, das seit unserem kurzen Stopover in San Fransisco in der Nase kribbelte. Der Gedanke einfach einen Monat Zeit zu haben, um mit dem Auto in die entlegensten Winkel der USA zu fahren, einfach dahin, wo wir hin wollten – ohne Zeitdruck und ohne großen organisatorischen Aufwand und Sorgen, reizte uns beide doch sehr. Zudem mussten wir uns eingestehen, dass wir auch kulturell einfach nicht mehr so viel Neues aufnehmen konnten.

Denn auch wenn Kolumbien kulturell näher an Europa ist, als beispielsweise Asien, ist das Leben hier dennoch ganz schön anders. Dieses Anders-Sein wollen wir definitiv genauer erleben und sehen, aber nicht um ein To-Do abzuhaken, sondern dann, wenn wir bereit dafür sind. Wenn wir wieder schätzen können, was wir da erleben. Für uns steht fest, dass wir irgendwann zurückkommen und dann den Inca Trail zusammen mit den Alpacas laufen, uns die Salzwüste in Bolivien ansehen, die faszinierenden Gletscher in Patagonien bewandern, im Amazonas mit Piranhas schwimmen und an der Copacabana Salsa tanzen. Aber das werden dann neue Geschichten sein.

So kam es dann, dass wir am 10.03.2019 in unser letztes Weltreiseland, die USA fliegen sollten. Schon seit Tagen hatten drehte sich die Liedzeile „Welcome to Miami“ in unseren Ohren und nach einem kurzen Zwischenstopp in Panama landeten wir dann im Sunshine State Florida. Für mich sollte es das erste Mal im Rentnerstaat sein. Markus hatte bereits bei einer anderen Reise das süße Lebensgefühl von Florida aufgesogen und freute sich umso mehr auf den fantastischen O-Saft, der wirklich nicht mit der gelben, klebrigen Zuckerflüssigkeit in Deutschland verglichen werden kann.

Um den zu trinken, musste aber erstmal die immer etwas suspekt anmutende Sicherheitskontrolle passiert werden. Auch wenn man eigentlich nur Urlaub machen will und damit recht viel Geld in den USA lässt – (America first^^) hat man immer ein seltsames Gefühl dabei. Umso mehr freut man sich, wenn man das Kurzinterview mit dem Officer hinter sich gebracht hat. Insbesondere, weil in Miami scheinbar ein paar schlecht gelaunte Gesellen, die ihren Sonntagnachmittag wohl lieber im Liegestuhl verbracht hätten – gut kann man auch nachvollziehen- Dienst hatten. Es war aber schon interessant zu sehen, wie auf die vielen und zum Teil etwas exotischen Stempel in unseren Pässen reagiert wurde. Vielleicht ist es für manche Länder gar nicht so verkehrt, dass man irgendwann ein neues Dokument bekommt, auch wenn man an diesen Stempeln hängt.
Von der Schlange aus, durften wir aber direkt in die Nächste stolpern. Obwohl wir beide total heiß darauf waren unsere „Wohnung“ der nächsten vier Wochen zu beziehen – sprich unser Auto abzuholen, sollte unsere Geduld in der scheinbar stagnierenden Schlange am Mietwagencounter auf die Probe gestellt werden. Nachdem wir dann geschlagene 1,5 Stunden gewartet hatten, in der ich schon wieder beinahe zu Hangry-Simone mutiert bin, waren wir dann endlich an der Reihe. Freie Fahrt voraus?! Leider Fehlanzeige! Denn wir sollten feststellen, dass wir nicht ganz richtig über den internationlen Führerschein informiert waren. Das Dokument an sich ist (nahezu) wertlos – denn zumindest in den USA muss man auch das Original und vor allem das mit sich führen. Nur aus Zufall hatte Markus seinen deutschen Führerschein eingepackt und konnte somit den Wagen ausleihen. Für mich bedeutete das erstmal große Krokodilstränen und der inzwischen große Hunger sollte erstmal extremer Enttäuschung weichen. Nachdem wir dann auch noch einmal das Auto getauscht hatten (der Beifahrersitz war bei dem ersten Auto nicht höhenverstellbar und man fühlte sich wie ein Zwerg, der kaum rausschauen konnte) ging es dann aber mit deutlicher Verspätung eeeeenddlliicch los.

Aber wohin eigentlich – beziehungsweise, wer sollte uns denn den Weg weisen?! Wir mussten feststellen, dass wir scheinbar nicht alle Karten von Maps Me geladen hatten und die Navigation sich vorallem auf den ersten Kilometern als ziemlich kompliziert herausstellen sollte. Während Markus irgendwie versucht das Ganze zum Laufen zu bekommen, wurde auf der Beifahrerseite schon wieder schwarzgemalt und ich hab uns schon auf der nächsten Polizeiwache gesehen. Dazu kam es dann aber glücklicherweise doch nicht und die Startschwierigkeiten konnten wir dann auch irgendwann beheben.

Auch wenn wir gerne noch etwas Sonne in Miami getankt hätten, haben wir uns aus Zeit- und Geldgründen dafür entschieden, direkt nach der Ankunft hoch nach Orlando zu fahren. Solange es hell war und man rausschauen konnte, war der Weg dorthin landschaftlich echt toll – nur hatten wir nicht eingeplant, dass wir nur einen Fahrer haben würden und so musste Markus ganze 6 Stunden fahren. Die erste Pause, um das kleine Krokodil auf dem Beifahrersitz zu besänftigen, machten wir dann bei Chipotle (noch heute kann ich den Namen nicht richtig aussprechen) und verliebten uns erneut in die reichhaltigen Tex-Mex Bowls. Mit Salat und Reis gefüllt, gegrilltem Gemüse und Picco de Gallo darauf, Bohnen, saftiges pulled Meat, Jalapenos, Sour Cream – was will man mehr?! Zum Nachtisch gab es dann auch direkt ein Stück vom „Frozen Oreo Cheesecake“ vom benachbarten Burger King – yeah Zuckerschock hallo =)

Dank der Pause konnten wir die anfänglichen Hindernisse dann auch wieder entspannt nehmen. Viel mehr kam jetzt schon wieder die Freude zum Vorschein- die Freude darüber, dieses unglaubliche Freiheitsgefühl zu fühlen.

Auf Grund der Verspätung trafen wir dann ziemlich spät in Orlando in unserem Motel ein und fielen totmüde nachts gegen 2 ins Bett. Mit hundert Plänen im Kopf, die wir während der Fahrt schon wieder geschmiedet hatten. Einer dieser Pläne bestand darin, meinen Führerschein irgendwie von Deutschland nach Amerika zu bekommen. Wie wir das Problem gelöst haben und dann nach einem ausgelassenen Shoppingerlebnis weiter in den Norden gefahren sind, um mit Seekühen zu schwimmen folgt dann das nächste Mal – hoffentlich nicht erst in vier Monaten 😉

See you later aligator!

Simone

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert