04. & 05. November 2022
Die Suche nach der nächsten, uns begeisterenden Sehenswürdigkeit stellte sich leider fast so schwierig heraus, wie die Suche nach Aladins Wunderlampe.
Das liegt eigentlich nicht am Oman, sondern wohl eher an unserem leicht unpassendem Timing.
Wer uns kennt, der weiß, dass wir wohl eher für Sonnenuntergänge zu haben sind und richtig frühes Aufstehen uns nicht liegt. Demenstprechend fing der Tag für uns auch mit einem entspannten Frühstück an, sodass wir erst gegen 10:30 Uhr vom Hotel in Richtung Nizwa aufbrachen.
Dass das nicht so clever sein sollte, war uns zu dem Zeitpunkt noch nicht so klar.
In Nizwa wollten wir den sehr beliebten Souk und das Fort ansehen. Außerdem fanden wir die Beschreibung zu einem in der Nähe gelegenem Dorf ganz ansprechend.
EIN TAG MIT HINDERNISSEN
Zu dem Zeitpunkt wussten wir aber noch nicht, dass uns bei der Autofahrt ein ständiges Warnsignal begleiten sollten, dessen Herkunft uns große Sorgen – wohl nicht zu unrecht, wenn man 1,5 Stunden durch das Niemandsland auf eine Oase zufährt und die vereinzelten Häuseransammlungen nicht sonderlich belebt aussehen – bereitete.
Das Piepen tauchte immer nur ganz kurz auf und wir konnten es keiner Ursache zuordnen. Markus der mit Fahren beschäftigt war und dabei oftmals darauf achten musste keinen Omani auf der Autobahn zu überfahren, wurde zunehmend nervös. – Ja, die Leute laufen wirklich auf der Autobahn herum, aber nicht nur am Seitenstreifen, der sich scheinbar auch wunderbar als bevorzugte Joggingstrecke eignet, sondern auch quer über die Autobahn.
Als wir das das erstmal sahen, waren wir noch wirklich erschrocken über diese lebensmüde Idee – mit der Zeit gewöhnten wir uns aber daran. Die Aussage „hier fährt wirklich jeder mit dem Auto“ ist dann also doch nicht so ganz zutreffend 😉
Aber zurück zum Piepen… Simone blätterte schon seit geraumer Zeit durch das Bedienungshandbuch des Autos und blieb leider erfolglos (wen wunderts?). Das veranlasste uns dann zu einem Zwangshalt an der nächsten Autobahn, bei dem wir auch das erste Mal in den Genuss des Tankens kamen. Die Tanksäule betätigt komfortablerweise ein Mitarbeiter der Tankstelle, der auch direkt den riesen Endbetrag abkassiert – in unserem Fall 10,67€ für eine halbe Tankfüllung, so circa 0,60€ pro Liter Benzin.
Leider konnte Markus im Handbuch ebenfalls nichts finden; der Motor sah normal aus, also entschieden wir uns weiter zu fahren. Nach einiger Zeit piepte es mal wieder. Dabei blieb es dann aber auch, sodass wir eine halbe Stunde später auf dem Touristenparkplatz in Nizwa rollten.


Auch hier hatten wir wieder kein Problem einen Parkplatz zu bekommen – ein verdächtiges Zeichen. Inzwischen war es kurz nach 12 Uhr und eigentlich sollte der Souk bis 13 Uhr geöffnet sein; nicht so als wir da waren. Neben unserer späten Ankunft kam erschwerend hinzu, dass Freitag war und scheinbar hatten fast alle Verkäufer ihre Buden bereits früher geschlossen, um zum Mittagsgebet in die Moschee zu gehen.
Ein wenig ernüchternd, da vor allem der „Fruit and Dates“ Souk sich recht vielversprechend anhörte. Datteln sind im Oman, wie auch in anderen arabischen Ländern, ein riesen Thema – und wenn wir von Datteln sprechen, meinen wir nicht die drögen Datteln, die wir in Deutschland bekommen. Hier kann man sogar im Supermarkt unter einem Dutzend Arten von Datteln auswählen, die man außerdem noch schokoliert oder mit Nüssen gefüllt bekommt. Umso ärgerlicher, dass wir uns das Angebot auf dem Markt nicht anschauen konnten.
Von einem deutschen Reisetrio erfuhren wir, dass es Freitags auch einen Viehmarkt mit lebenden Tieren gibt; gerochen haben wir die Tiere noch, gesehen eher weniger.
Aber gut, dann sollte es eben direkt zum Fort gehen, das aber laut Internet noch bis 13:30 Uhr geschlossen sein sollte. Also streunten wir ein wenig durch die Gegend und bemerkten dabei, dass die veröffentlichten Öffnungszeiten im Internet nicht so ganz zutreffend waren, da man das Fort durchgehend besichtigen kann. Wobei ein „könnte“ hier wohl eher zutrifft. Der saftige Eintrittspreis von 5 omanischen Rial pro Person, also knapp 13€ wollte so gar nicht in unser bereits sehr strapaziertes Reisebudget passen. Außerdem mussten wir zugeben, dass uns das Fort, zumindest von außen, uns nicht so wirklich umhaute.
Damit war Punkt 2 von 2 der Tagesplanung dann auch abgehakt und wir ein wenig ratlos. Irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt. Zum Glück gab es direkt am Fort ein Cafe mit freiem Wifi, sodass wir nochmal nach dem Dorf schauen konnte, was es da wohl noch in der Nähe gab und wo wir dann auch als nächstes hinfahren sollten.
ALLE GUTEN DINGE SIND DREI
30 Minuten später erreichten wir Birkat Al Mouz. Leider sollte sich unsere Hoffnung, dass die verlassenen Ruinen mit angrenzender Palmenplantage, die man hier besichtigen konnte, schon ausgeschildert sein würde, als unzutreffend darstellen – FEHLANZEIGE. Also fuhren wir auch hier erstmal zum Fort, dass auf Grund des Freitags aber geschlossen war. Irgendwie war heute nicht so unser Tag. Aber es war zu früh um aufzugeben und das hippe Cafe um die Ecke, sah so aus als könnten wir hier nochmal Wifi abzwacken. So war es dann auch, was jedoch noch viel besser war, die freundliche Bedienung gab uns eine Karte, auf der die Anlage dargestellt wurde und erklärte uns, wie wir am besten dorthin gelangen.


Mit Schokofrappe und Iced Coffee gestärkt versuchen wir einen neuen Anlauf und fanden dank der Karte auch die Ruinen des verlassenen Dorfs. An ihnen konnte man ein wenig hochklettern, sodass man bald eine schöne Aussicht auf die Umgebung hatte. Außerdem sahen wir hier zum ersten mal einige sogenannte „Falaj“ – omanische Wasserkanäle, die ermöglichen das Land fruchtbar zu machen. Von hier aus, folgten wir dem Grün der Palmenplantage. Nach gut einer halben Stunde waren wir auch damit fertig und froh, immerhin ein paar Eindrücke sammeln zu können; super empfehlen würden wir den Ort wohl aber nicht.
In den nächsten 1,5 Stunden hieß es dann wieder, ab durch die Steinwüste und zurück nach Maskat. Wir fuhren nur kurze Zeit auf der Autobahn, bis es wieder auftrat – das mysteriöse Piepen. Inzwischen hatte sich das Ereignis einmal zu oft wiederholt, sodass wir langsam echt Schiss bekamen. Da dämmerte es Markus auf einmal – könnte es sein, dass das Piepen auftritt, wenn man die Höchstgeschwindigkeit von 120km/h übertritt? Ein kurzer Test, der dann noch weitere 4 mal wiederholt werden musste, um sicher zu gehen dass wir des Rätsels Lösung gefunden hatte, bestätigte die Vermutung. Oh man – das wäre ganz schön peinlich geworden, wenn wir mit dem Anliegen bei Europcar vorgefahren wären. Was für eine Erleichterung!
RUSTAQ-LOOP
Am nächsten Tag wollten wir einen neuen Versuch wagen und entschieden uns, den Rustaq Loop – eine Rundtour, auf der man drei Forts und einen Wadi besichtigen könnte, zu machen. Vielleicht könnten wir ja heute Aladin’s Wunderlampe finden.
Guten Mutes steuerten wir das erste Fort in Nakhal an. Laut Google sollte das Fort zwar vorübergehend geschlossen sein, aber dass man sich im Oman nicht immer auf die Google Öffnungszeiten verlassen konnte, hatten wir ja schon festgestellt. In diesem speziellen Fall, war die Angabe aber zutreffend. Das riesige Fort, das auf einer leichen Felserhöhung trohnte, wird zur Zeit restauriert und ist daher nicht zu besichtigen. Daher wohl auch der wieder vollkommen freie Parkplatz. Schade, denn das Fort war von außen viel schöner, als das in Nizwa und hat uns echt neugierig gemacht.
Aber gut, wir hatten ja noch zwei weitere Burgen zum besichtigen vor uns, also ging es weiter nach Rustaq. Die Fahrt nach Rustaq war wirklich beeindruckend, da wir auf der gesamten Strecke über Land fuhren. Dabei sollten wir nicht nur einmal abgerissene Straßen vorfinden, die entweder notdürftig befahrbar gemacht worden waren oder bei denen man eine ziemlich provisorische Umleitung nutzen musste. Zudem konnte man immer wieder ausgetrocknete Flussläufe entdecken, die offensichtlich aber bei starkem Regenfall richtig viel Wasser führen mussten. Das bestätigten auch die Warnschilder, die aufforderten, bei einem Pegelstand von gut 1,5 Metern auf der Straße, Halt zu machen.
Apropos Warnschilder – hier sind die Omani recht kreativ. Am besten gefliehen uns das Warnschild vor Kamelen und eins, das einen laufenden Menschen in traditioneller Kleidung darstellte.


Die grau-braune, ziemlich hügelige Landschaft erschien uns oftmals recht lebensfeindlich, war aber gleichzeitig auch äußerst imposant. Sowas hatten wir so noch nie gesehen! So richtig wollte es Simone nicht gelingen, bei der Fahrt Bilder zu machen, die das mit eigenen Augen Gesehene einfangen konnten und so bleiben wohl auch diese Bilder und vielleicht auch viel mehr dieses Gefühl im Nirgendwo zu sein, in unseren Köpfen.
In Rustaq angekommen fanden wir natürlich mal wieder einen leeren Parkplatz vor und wir ahnten schon, dass hier etwas nicht stimmen konnte.
Anders als online angegeben, war das Fort ebenfalls „bis auf Weiteres“ wegen Restaurationsarbeiten geschlossen. Irgendwie machte das jetzt wirklich keinen Spaß mehr und da wir keine Lust auf eine weitere Enttäuschung hatten, steuerten wir den nahegelegen Wadi, bei dem nicht sicher war, ob wir ihn mit unserem Auto oder doch nur mit einem Wagen mit Allradantrieb erreichen konnten, gar nicht mehr an.
Simone orakelte auch bereits, dass das dritte Fort in Al Hazm sicherlich auch restauriert werden sollte und wollte gar nicht mehr hin. Zum Glück lag es aber sowieso auf dem Weg, sodass wir doch noch einen Versuch wagten.
Dieses Mal sollten wir nicht enttäuscht werden. Am Fort angekommen wurden wir von Kindergekreische, die im dortigen Fajal badeten begrüßt. Auch der Eintrittspreis von 0,5 OMR pro Person kam uns sehr entgegen.



Von außen sah das Fort gar nicht so spektakulär aus – von innen begeisterte es uns aber umso mehr! Für die Besichtigung gab es einen kostenlosen Audio-Guide dazu. Die Beiträge des Audio-Guides waren ziemlich atmosphärisch gemacht und beschrieben sowohl die Geschichte des Forts, als auch, wie die einzelnen Teile des Forts genutzt wurden und wie die Menschen damals dort lebten. Dabei wurde ebenfalls die Geschichte des Gins, also des Geistes erzählt, der in dem alten Fort wohl leben sollte – wir hatten sie also gefunden, die Wunderlampe von Aladin, beziehungsweise zumindest den Geist. Das Fort war unglaublich geräumig und neben mehrern Kanonentürmen die jeweils mit 8 Kanonen ausgestattet waren, fand man ebenfalls unterschiedliche mit Teppichen und Kissen ausgelegte Schlafräume, als auch Gebtsräume, Gaderoben oder Aufenthaltsräume.
Vom Oberdeck des Forts, wo im Belagerungsfall allerlei Obst und Gemüse angebaut werden konnte, hatte man einen super schönen Blick auf die angrenzende Landschaft.
Uns gefiehl der Besuch richtig gut und entschädigte für die Anlaufschwierigkeiten des Tages.
Hier fanden wir den Orient, wie wir uns ihn vorgestellt hatten.


Auf der Rückfahrt nach Maskat sahen wir dann endlich auch die ersten Karavanen mit daher trottenden Dromedaren. Außerdem freuten wir uns, in den kommenden Tagen neben den kargen Felslandschaften endlich die faszinierenden Wadis und Sandwüste erblicken zu können.