Eine Oase mitten im Canyon – Wadi Shab

6. November 2022

Am 06. November sollte es für uns endlich so weit sein, wir konnten zum ersten Mal auf der Reise eine kleine Abkühlung, einen Sprung ins kalte Wasser machen. Darauf freuten wir uns schon seit einigen Wochen, seitdem wir verschiedene Youtube Videos über den Wadi Shab gesehen hatten. Wer sich jetzt, wie wir es auch getan haben, fragt, was überhaupt ein Wadi ist, dem würde Google antworten, dass es sich dabei um ein Flussbett in der Wüste handelt, das nur nach heftigen Regenfällen Wasser führt. Alle Karl May Leser wussten das jetzt bereits schon – uns war das aber neu. Genau wie die folgende Erfahrung was ganz Neues für uns war.

Los geht’s

Dieses Mal konnten wir auch sicher sein, dass wir auch mit unserem Auto den Wadi beziehungsweise den davor liegenden Parkplatz erreichen könnten. Der relativ kleine Parkplatz ist neben wild geparkten Autos, ziemlich beliebt bei herumstreunernden Ziegen, die laut blöckend auf jeden zukommen, der etwas Essbares bei sich trägt – zum Glück wurden wir mangels dessen verschont. Also zogen wir uns die Wanderschuhe an und liefen zum Bootsanleger. Um den Wadi zu erreichen, muss man einen kleinen See oder wohl eher Teich überqueren. Zumindest machen das alle Touristen so. Uns gefiel diese kurze Bootsfahrt, die an den größten Seerosen vorbeiführte, die Simone jemals gesehen hatte, eigentlich ganz gut. Das letzte Boot würde um 17 Uhr wieder vom Wadi aus zurückfahren. Bis dahin hatten wir also gut 4 Stunden Zeit für unsere Erkundungstour.

Da der Oman touristisch noch nicht so ausgeschlachtet ist, wie andere Reiseländer, fanden wir in der Vorbereitung nur vereinzelt Beiträge zum Wadi Shab und waren darauf gefasst, dass die nun folgende Wanderung entweder einem gemütlichen Sonntagsspaziergang in Sandalen oder einer harten, auslaugenden Wanderung gleichen würde. Eine ziemliche Bandbreite, aber das machte es umso spannender.


Der erste Teil der Wanderung führt über eine flache Ebene. Hier läuft man quasi durch eine omanische Kleingartensiedlung, die durch den extra angelegten Fajal ziemlich fruchtbar war und in der vornehmlich Bananenstauden angebaut wurden. Nach circa 10 Minuten verändert sich die Landschaft dann aber und man steht am Eingang zum Canyon – zum Wadi-, der sich zu beiden Seiten hin öffnet. Damit beginnt dann auch der spaßigere Teile der Wanderung. Ab hier öffnet sich die Schlucht nämlich auch höhenmäßig. Am Fels entlang folgt man nun dem Pfad weiter hinein in den Canyon.

Bisher entsprach die Schwierigkeitseinstufung wohl noch eher einem Sonntagsspaziergang. Das sollte sich aber nach weiteren 15 Minuten ändern. Nachdem man den ersten Pool, in dem man eigentlich nicht baden darf – wahrscheinlich weil er nur über einen Sprung von einem recht hohen Felsvorsprung zu erreichen ist – passiert hat, endet der Pfad.

Jetzt heißt es auf den herumliegenden Felsblöcken herumklettern, was besonders Simone gut gefiehl. An manchen Stellen ist es recht offensichtlich, welchen Felsblock man als nächsten beklettern sollte, bei anderen musste die Vermutung “einfach weiter rein” ausreichen. Im Zweifel war es auch egal, denn irgendwie führte jeder Weg weiter rein. Dass es sich bei einem Wadi um eine recht nasse Angelegenheit handeln kann, wurde uns auch spätestens dann wieder bewusst, als der uns richtig erscheinende Weg, vollkommen unter Wasser stand und man keine Wahl hatte, als hierdurch zu laufen. Ein Glück, dass wir unsere Wanderschuhe und nicht weiße Sneaker, wie das Pärchen vor uns, anhatten. Spätestens hier würden wir die ganze Anlegenheit auch als leichte bis mittelschwere Wanderung einstufen.

Während der Wanderung mussten wir immer wieder stehen bleiben. Der Kontrast, den die Landschaft bot, faszinierte uns sehr. Die orangeroten Felsen nahmen alle möglichen Formen an und dazwischen fanden sich immer mal wieder kleine Pools mit kristallklarem Wasser oder eine Ansammlung von Palmen und Sträuchern. Nahezu hinter jeder Ecke schien sich ein anderes Bild zu bieten – unglaublich schön und irgendwie schwer zu beschreiben.


Der Sprung ins kühle Nass

Hinter der nächsten Abzweigung war schon von Weitem ein lauteres Stimmengewirr zu hören; wir hatten den ersten begehbaren Pool erreicht. Das grünblaue Wasser war hier noch nicht so super klar, dennoch wollten wir, inzwischen leicht verschwitzt, endlich hineinspringen. Also suchten wir uns ein Eckchen, in dem wir unsere Wanderschuhe und Klamotten parkten und hofften, sie da auch eine halbe Stunde später wiederzufinden. Sogar Simone brauchte dieses Mal kein stundenlanges Eingewöhnen und so planschten wir begeistert umher. Der Pool ist ungefähr 15 Meter lang.

Der Pool ist ungefährt 15 Meter lang und an seinem Ende fängt ein kleiner, mit Kieselsteinen gesäumter Weg an. Um über diese Steinchen zu schreiten, hatte Markus sich für seine weichen Füße extra Wasserschuhe gekauft – der Sparfuchs Simone hatte sich für die unbequemere, aber auch günstigere Variante Flip Flops entschieden. Egal für welche Variante man sich entscheidet – ohne Schuhe ist der Weg wirklich etwas schmerzhaft und nicht wenige andere Touristen machten daher vor Pool Nummer 2 kehrt.

Nichtso wir! Der zweite Pool hatte viel schöneres, klareres Wasser und von ein paar Felsen, die kleine Wasserfälle entstehen ließen, floß das Wasser dort hinein – richtig schön! Hier war es auch schon viel ruhiger und weniger stark besucht. Spätestens jetzt, war uns beiden wieder klar, warum wir diese Reise machen. Es begeistert uns einfach so stark, die Natur auf diese Art erleben zu können, zu spüren, wir klein man selbst ist und welche wunderschönen Flecken es auf der Welt gibt.
Auch wenn dieses Wort „dankbar“ von Vielen zur Zeit überstrapaziert ist, ist es wohl die treffendste Beschreibung für das, was da mit einem passiert.

Neugierig, wie wohl der folgende, letzte Pool aussieht, entschlossen wir uns auch dorthin zu schwimmen. Das Wasser wurde immer klarer und wir waren inzwischen fast alleine hier. Bis auf die drei indischen Mädels, die mit großem Tohuwabohu das Durchschlüpfen am Felsspalt, was man machen muss, um in die anschließende Grotte zu gelangen, zelebrierten. Die Öffnung zwischen den Felsen war aber auch wirklich extrem klein und nachdem wir drei Anläufe gestartet hatten, mussten wir passen. Das Gefühl dort durchschlüpfen zu müssen – vor allem zweimal – erzeugte bei uns beiden absolut keine Begeisterung. Auch wenn der Wasserfall, den es dort wohl zu sehen gibt, super schön aussehen soll, war uns das zu heikel. Wir brauchten aber auch gar keine Steigerung mehr und waren unglaublich begeistert von dem bereits Gesehenen. Außerdem wurde es unserer Frostbeule langsam auch etwas kalt, sodass wir uns dann auch auf den Rückweg machten.


Irgendwie war es total unwirklich mittem im Nirgendwo, in einem vom Canyon gebildeten Pool, zu baden. Um das nicht nur in unseren Köpfen festzuhalten, machten wir einige Aufnahmen mit unserer Go-Pro, in der Hoffnung, dass sie die Amtosphäre einfangen können.

Bevor wir uns auf den Rückweg machten, sonnten wir uns noch was auf den Felsen. Inzwischen hatte sich das Licht verändert, da es später Nachmittag geworden war. Es war irgendwie weicher, diffuser und ließ den Canyon ganz anders wirken. Ein weiterer Vorteil, den man hat, wenn man wie wir zwei Schlafmützen, spät ankommt, ist dass man daher auf dem Rückweg Schatten hat. Die Sonne steht dann so tief, dass sie nicht mehr über die Wand des Canyons ragt. Dadurch wird es echt super angenehm im Canyon, wo übrigens auch immer ein kühles Lüftchen durchzieht.


Wie immer, war der Rückweg viel schneller gemeistert, als der Hinweg und nachdem wir den Seerosenteich überquert hatten, ging es für uns auch schon wieder on the Road – im Gepäck Erinnerungen, die wir so schnell nicht vergessen werden!

Markus & Simone

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert