09. – 13. November 2022

Ich weiß gar nicht, wie lange Simone auf diesen Tag gewartet hatte. Endlich war es mal wieder so weit und nach 5 Jahren stand auf unserem Flugticket endlich mal wieder Singapur als Enddestination.
Dabei sah es kurzzeitg so aus, als würden wir es gar nicht mehr rechtzeitig zum Flieger schaffen und das obwohl wir den ganzen Tag nichts anderes gemacht haben, als im Hotel zu gammeln, noch etwas an den ersten Reiseberichten über den Oman zu schreiben und natürlich – nochmal was Essen zu gehen.

Trödeleien und andere Späße

Scheinbar neigen wir dazu, dass wenn wir zu viel Zeit haben, wir die Zeit verplempern und dann ganz nach Simone-Manier letztlich doch in leichte Panik zu verfallen. Den Mietwagen haben wir gute 3 Minuten vor Ablauf der Zeit abgegeben und der anschließende Check-In hat auch eine gute Stunde gedauert.
Die anschließende Ausreisekontrolle hat unsere Nerven dann aber wirklich auf die finale Härteprobe gestellt. Die Grenzbeamten arbeiteten wie Schnecken – sorry, aber das kann man einfach nicht mehr beschönigen.
Scheinbar gehört es zur Abhandlung, dass man sich zwischendurch nochmal mit den Kollegen bespricht oder einfach nur tratscht, die Leute etwas schief von der Seite anzuschaut und vorallem – das ein oder andere mal einfach inne zu hält.

Breath in – breath out

Wir brauchten 1 Stunde und 20 Minuten, in der wir die Hälfte der Schlange schafften. Wir hätten es also niemals rechtzeitig ins Flugzeug geschafft, hätte Simone sich nicht irgendwann durchgesetzt und Markus so sehr angestachelt, dass wir – zusammen mit einem anderen israelischen Fluggast, der wohl ein bisschen Arabisch sprach – die herumlaufenden Grenzbeamten darum baten, uns vorzulassen.
Ziemlich grimmig dreinblickend, hatten wir beim zweiten Beamten, den wir ansprachen Glück und wurden vorgelassen. Unser Boarding hatte zu der Zeit schon seit 30 Minuten begonnen. Die anschließende Sicherheitskontrolle verlief weniger problematisch und so stiegen wir dann doch noch rechtzeitig in den Flieger nach Abu Dhabi. Der Flug, auf dem es sogar einen Snack gibt, besteht im Übrigen größtenteils aus der Landung. Nachdem wir auf dem Hinflug in Katar einen echt ruhigen Transit hatten, überforderte Abu Dhabi uns mit seinen unüberschaubaren Menschenmassen, die eher an einen Ameisenhaufen erinnern. Wenn wir die Wahl haben, wissen wir jetzt auf jeden Fall, wo wir keinen Aufenthalt machen wollen.


Der anschließende Übernacht-Flug nach Singapur gestaltete sich recht angenehm, da wir das Glück hatten, eine Reihe für uns allein zu haben. Um den Schreck der letzten Stunden hinter uns zu lassen und besser schlummern zu können, gab es dann für uns beide auch erstmal ein Gläschen Rotwein. Am frühen Morgen landeten wir dann am wohl schönsten Airport der Welt – Changi.

SINGAPORE – WE ARE BACK


Im Vorfeld zur Ankunft hatten wir schon alle möglichen QR Codes bekommen, die wir für die Einreise benötigten. Typisch für die Singapuri war das Ganze wirklich ziemlich gut gemanaged und so dauerte es trotz Covid-Bestimmungen maximal 30 Minuten – welch ein Kontrastprogramm zum Vortag.
Da standen wir nun, auf dem weichen Teppich der Ankunftshalle; vor uns lagen 4 volle Tage in Singapur.
Der ein oder andere mag sich jetzt fragen, was wir denn schon wieder in Singapur wollten, wo gerade Markus die Stadt doch wirklich gut kennt. Manchmal geht es aber gar nicht so sehr darum, etwas sehen oder machen zu wollen – manchmal will man einfach nur an einem Ort sein. Singapur hat so einen ganz eigenen multikulti Vibe von easy going, von grenzenlosen Möglichkeiten, von tausenden Gerüchen und Geschmäckern. Ok, an dieser Stelle müssen wir wohl zugeben, dass die Geschmäcker schon ein Grund für uns waren, nochmal her zu kommen. Wir lieben einfach das Essen, das man hier finden kann und so hatten wir mehr Gerichte, als Tage auf unserem Zettel stehen. Noch mehr als das, war es aber das wohlige Gefühl das sich ausbreitet, wenn wir in Singapur sind, dass uns zurückkommen hat lassen.

Seit ein paar Jahren gibt es direkt im Airport einen Flower-Doom mit einem riesigen, künstlichen Wasserfall, der auf unglaubliche Weise aus der Decke rauscht. Klar, wollten wir dieses Spektakel auch einmal mit eigenen Augen sehen und so machten wir uns erstmal im Airport auf den Weg zu diesem Juwel – The jewel. Leider waren wir – was uns ja eigentlich nie passiert – zu früh dran und das Wasser war noch ausgeschlatet. Eine Stunde zu warten war jetzt aber auch keine wirkliche Alternative für uns. Naja, da müssen wir wohl noch anderes Mal wiederkommen, wie schade ;).


Metro fahren war schon immer ziemlich einfach und bequem in Singapur; seitdem man aber nicht einmal mehr eine eigene Karte braucht und einfach seine Kreditkarte nutzen kann, braucht man sich gar keine Gedanken mehr um Ticketpreise oder das Aufladen von Karten machen – richtig smart!
Für unseren Aufenthalt in Singapur, die Stadt, die oftmals als teuerste Stadt der Welt aufgelistet wird, hatten wir einen richtigen Schnapper gefunden. Wenn man nicht unbedingt ins Herz der Stadt will und auch mal 5 Stationen fahren kann, findet man in Aljunied ein ganz cooles Hostel. Für gerade einmal 32,72€ pro Nacht gab es für uns beide eine kuschelige Zweier-Kapsel im 8ter Dorm. Obwohl man zu Acht in dem Zimmer ist, bieten die Kapseln, die selbstverständlich mit Leselicht, Stromanschlüssen und kleinen Regalbrettern ausgestattet sind, recht viel Ruhe und Privatsphäre – für uns ein super Deal. Die Badezimmer hätten zwar etwas sauberer sein können, aber auch das hatten wir schon schlimmer erlebt. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass hier nicht nur Touristen unterkommen, sondern auch einige Singapuris hier scheinbar zeitweise leben. So zum Beispiel der gut 60 Jahre alte Chinese, der den Ledersessel im der Common-Area scheinbar mit einem Stuhl beim Barber verwechselt hat und dort in aller Seelenruhe gedankenverloren mit seinem Elektrorasierer herumhantierte und sich damit immer wieder übers Kinn fuhr. Aber es gab auch einige nette Mitbewohner hier, mit denen man sich austauschen konnte; eine Sache die wir sehr am Hostelleben schätzen.

So, was macht man nun in einer Stadt, wenn man müde ist und eigentlich chillen will, aber noch nicht einchecken kann – richtig, aus der Stadt rausfahren. Singapur bietet nämlich nicht nur City-Life vom Feinsten; mit der MRT kann man auch direkt an den Strand fahren, bzw. zur Monorail, die einen auf die vorgelagerte Insel Sentosa befördert. Auf Sentosa gibt es neben den Universal Studios im hinteren Teil verschiedene Strandabschnitte, die sich bestens eignen, um etwas abzuschalten. Gut, die quietschenden Liegeschaukeln waren vielleicht etwas nervig – Simone schlummerte aber dennoch ein. Die umliegenden Beach-Clubs riefen alle pro Person eine Cover Charge von 100 SGD auf, daher mussten die Schaukel genügen. Was wir gar nicht wussten und erst bei unserem Spaziergang entdeckten – auf Sentosa kann man zum südlichsten Punkt von Zentralasien laufen, was für uns wirklich ziemlich weit weg von Zuhause ist. Weniger fern war aber das Meer und auch wenn es nicht sonderlich klar war, entschieden wir uns für eine kurze Abkühlung – unser erstes Bad im Meer auf dieser Weltreise, ein tolles Gefühl!


Auch am nächsten Tag war uns irgendwie erneut danach, ins Grüne zu fahren – scheinbar hatte das Orange-grau-braun des Omans ein wenig seine Spuren hinterlassen. Zwar sind auch viele Gebäude in Singapur recht grün, da in der Stadt echt viel vertikal bepflanzt wird, uns war aber eher nach richtiger Natur.

Ein Dschungel mitten in der Mega-City

Die findet man ganz einfach, im botanischen Garten – einem Dschungel mitten in der Stadt und tatsächlich ein Ort, an dem wir beide noch nicht waren. Sehr praktisch, kann man auch hier direkt mit der MRT herfahren. Da wir am Vorabend noch zum ersten mal auf der Reise unsere Wäsche machen mussten – selber! – die leider nicht so schnell trocknen wollte wie erhofft, hatte der Tag spät für uns angefangen und daher hatten wir leider gar nicht so viel Zeit im botanischen Garten.

Hier kann man locker einen ganzen Tag verbringen. Uns blieben aber nur gute zwei Stunden, in der wir neben dem Lehrpfad über die Entwicklung der Natur im Laufe der Millionen Jahre, auch einen Teil ursprünglichen Urwalds fanden. Krönung war der Hornbill Vogel, den wir entdeckten, als er über einen der riesen Teiche flog. Aus unserer Sicht ein wirklich sehr schöner Ort, der zwar kein Must-Do ist, uns aber an dem Tag total gut getan hat.

Gut getan, hat auch das anschließende Abendessen in dem wohl bekanntesten Hawker der Stadt- Lau Pasat. Von hier aus, kann man die Marina bestens erkunden und das beleuchtete Marina Bay Sands und den Merlion bestaunen, was wir auch im Anschluss an unser Abendessen machten. Eigentlich wollten wir ja den Newton Hawker ausprobieren, der wurde aber leider renoviert, wie so einige Plätze in der Stadt zu der Zeit. So zum Beispiel auch der Hawker am Fährterminal zur Insel Pulau Ubin.


Badewannen Feeling auf Pulau Ubin

Markus hatte Simone jetzt schon mehrfach von der „Fahrrad Insel“ Pulau Ubin erzählt und echt neugierig gemacht – als Niederrheinerin fährt man ja bekanntlich gerne Fahrrad ;). Daher entschieden wir uns auch an Tag 3 fürs Grün. Naja jedenfalls hatten wir uns das so gedacht; das Wetter hatte aber leider eher Blau/Grau für uns im Gepäck.
Gerade als wir, nach fast 1,5 Stunden Fahrt auf der Insel angekommen war, brachen die grauen Wolken und für die nächsten Stunden sollte es nicht mehr aufhören zu regnen. Eigentlich untypisch für Singapur, da meist nach kurzer Zeit der Regenschauer vorbei war – nicht so heute. Die Wege auf der Insel verwandelten sich schnell in Matschfützen und Radfahren als Aktivität fiel daher flach. Aber so einfach gaben wir nicht auf – schließlich wollte Simone doch auch mal die Durian und Jackfruitbäume sehen, an denen diese bombenartigen Früchte hängen.
Zum Glück waren die Lädchen auf der Insel anders als wir, bestens auf Regen eingestellt und so entschieden wir uns für sexy Regencaps, um die Insel wenigstens ein bisschen zu Fuß zu erkunden. Eigentlich lernt man ja schon als Kind, dass man bei Gewitter den Wald eher meiden sollte, wir spazierten aber gut 1,5 Stunden in eben diesem herum – ein etwas mulmiges Gefühl hatten wir dabei schon.

Wenn es in den Tropen regnet, ist es zum Glück nie kalt und nach einiger Zeit hatte man irgendwie das Gefühl, als würde man in einer herrlich warmen Badewanne herumwatten. Simone hatte übrigens bestes Schuhwerk für den Spaziergang an – Sandalen mit Lederfußbett. Am Abend sollte sich herausstellen, dass diese irgendwie abgefärbt hatten und selbst nach äußerster Schrubberei, blieben braune Hobbitfüße – und das für die nächsten, bestimmt 5 Tage.
Auch wenn wir keine Durian in den Bäumen erspäten, war der Anblick dieser riesigen Bäume und generell der Urwald auf der Insel echt beeindruckend und wir hatten eine gute Zeit. Dennoch waren wir froh, als wir am Abend nach einer heißen Dusche endlich mal wieder richtig trocken waren.

Chinatowns verschiedene Gesichter

Für unseren letzten Tag in Singapur stand aber dann doch noch einmal „Stadt“ auf dem Plan. Nachdem wir im Maxwell Hawker ein fabulöses Mittagessen hatten, schlenderten wir in Chinatown herum. In einigen Straßenzügen findet man alte Shop Häuser, die inzwischen größtenteils renoviert wurden und in denen sich hippe Cafes und Restaurants angesiedelt haben. Ein richtig toller Vibe, der so typisch für Singapur ist – ein Mix der Kulturen und der Jahrzehnte. Tatsächlich waren auch einige dieser Straßenzüge neu für uns, jedenfalls hatten wir sie so nicht in Erinnerung.

Man muss aber auch dazu sagen, dass die Stadt sich so schnell verändert, ständig erneuert und einfach riesig ist. Es wird wohl nie langweilig, hier her zu kommen. Besonders gut haben uns auch die Streetart-Bilder gefallen, die man an einigen Häusern fand und die eine besondere Atmosphäre schafften.



Am Abend erkundeten wir zudem noch den riesigen Old Airport Hawker in Aljunied, wo wir wohl so mit die einzigen Touristen waren, die sich dahin verirrten.
Langweilig waren unsere Tage nun wirklich nicht und so waren wir schon ein wenig (oder auch ein wenig mehr) traurig, als es am nächsten Morgen für uns in unser drittes Weltreiseland, die Phillippinen ging. Eins ist auf jeden Fall klar für uns – wir wurden keines Wegs enttäuscht. Das Gefühl, das wir gesucht haben, haben wir gefunden und wir kommen definitiv wieder!

Nebenbei bemerkt- wer sich wundert, dass wir geschrieben haben, dass wir vor allem zum Essen in die Stadt gekommen sind und jetzt kein weiteres Wort mehr darüber verloren haben- um unsere Begeisterung und das unglaubliche Angebot ein bisschen zu erklären, wird es noch einen schmackofatzen eigenen Beitrag geben.

Markus & Simone

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert