Manga – Anime – und ganz viel Geblinke

20. – 21. Nove,ber 2022

Dass Tokyo 1000 Gesichter hat und es wohl unmöglich ist, alle Facetten der Stadt bei nur einem Besuch einzufangen hatten wir ja bereits bei unserer Ankunft angenommen. Nachdem wir an den ersten Tagen eher das traditionelle Gesicht der Stadt kennengelernt haben, waren wir super gespannt, auf das andere, das blinkende, laute, einen vollkommen überfordernde Gesicht der Stadt.
Wer, wie wir danach und nach allerlei Manga und Anime Krams sucht, wird in Akihabara fündig. Der Stadtteil wird in manchen Reiseführern auch als „Electric City“ bezeichnet, was durchaus zutreffend ist. Von außen, sind die Straßenzüge des Stadtviertels gar nicht so anders, als andere Straßen in einer Großstadt, wobei einige Gebäude mit riesigen Bildschirmen überzogen sind, auf denen japanische Popbands gezeigt werden und die dazugehörigen Klänge lautstark ertönen.

Ein etwas anderer Spaziergang durch Akihabara


Der richtige Trubel geht erst dann los, wenn man eins der 6-7 stöckigen Gebäude betritt. In den unteren Ettagen reihen sich nahtlos Automaten aneinander, an denen man sich allerlei Figuren ziehen kann, indem man den passenden Yen-Betrag reinsteckt, einmal nach rechts dreht, woraufhin eine Kugel mit der gewünschten Plastikfigur herausfällt. Auch beliebt sind die typischen Kirmes-Greif-Automaten, bei denen man einen Greifarm betätigen kann, um ein Plüschtier herauszufördern – oder eben nicht.
Hat man diese beiden Stockwerke passiert, kommt man in den Figuren-Stockwerken an. Hier findet man in deckenhohen Regalen allerlei Manga Figuren. Besonders auffällig sind dabei die extrem leicht bekleideten, vollbusigen weiblichen Manga Figuren. Das Ganze fanden wir schon ziemlich strange, da auch Kinder Zugang zu diesen Abteilungen haben und diese extreme, doch sehr anrüchige Freizügigkeit so gar nicht zu dem gesichtswahrenden, ettikebewussten Japanern passt. Bis zuletzt ist uns nicht wirklich klar geworden, wieso die Japaner die Figuren, die zum Teil fast 30cm groß waren, kaufen und vielleicht wollen wir auch gar nicht wissen, was sie damit machen.

Hat man auch diese Stockwerke passiert, kommt der für uns spaßige Teil – die Arcade Games. Hier ist in der Regel auch am meisten los. Neben den obligatorischen Racing-Games findet man hier eine Vielzahl an Music-Games. Uns haben insbesondere die Spielautomaten gefallen, bei denen man tanzen oder zu Musik passend auf die Tasten und den Bildschirm der Maschine – ja auch hier findet die japanische Kombinationsmethode Anwendung- drücken muss.
Wer sich jetzt fragt, wie das Ganze abläuft, hier eine kurze Beschreibung: Das Dancing-Game, für das wir uns entschieden haben, hatte auf dem Boden verschiedene Vierecke, die man beim tanzen treffen musste. Dabei reicht es aber nicht aus, a la Hinkel-Methode auf die jeweiligen Vierecke zu hüpfen, nein man musste oftmals auch zwischen den Vierecken herumsliden – natürlich immer im passenden Moment und im richtigen Takt. Der passende Moment, beziehungsweise das nächste To-Do wird dabei auf einer riesigen Leinwand vor einem angezeigt. Für unseren Bewegungslegasteniker Simone eine vollkommen überfordernde Aufgabe, sodass wir es in der ersten Runde nicht über die Lern-Session hinaus schafften. Aber unser Ergeiz war geweckt und so fütterten wir den Automaten mit weiteren Yen. In Runde 2 versuchten wir dann nochmal, uns zu der J-Pop Musik entsprechend zu bewegen. Wem J-Pop Musik jetzt nichts sagt, der fährt am besten mit der Beschreibung – zu laut, zu schrill, zu rockig und einfach nervtötend. Egal, für das Spiel war es genau das richtige. Natürlich spielten wir beide im Competitor-Mode, das heißt gegeneinander und natürlich musste Simone sich am Ende der Tanzeinlage unserem Rhytmuswunder Markus geschlagen geben.

Damit hatten wir nun genug herumgehoppst und Simone hielt weiter Ausschau nach den Automaten, die sie schon so häufig in den Youtube Videos einiger Reisenden gesehen hatte. Ein weiteres Stockwerk weiter oben wurden wir fündig. Nachdem wir kurz bestaunt haben, wie die japanischen Jugendlichen an den Automaten brillierten, versuchten wir beiden ebenfalls unser Glück. Das wohl schwierigste an dem Prozedere ist die Auswahl der richtigen Games, da mal wieder alles rein auf japanisch geschrieben war. Irgendwie haben wir das Spiel dann aber zum laufen bekommen und los ging es. Bei diesen Musik-Spielautomaten gibt es in der Mitte einen Bildschirm, der anzeigt, was als nächstes zu tun ist. Darum herum findet man einen Kreis mit physischen Tasten, auf die man auf das entsprechende Kommande drücken muss. Wählt man etwas schwierigere Stufen aus, wird das ganze schnell total überfordernd. Daher spielten wir eher die niedrigeren Level und hatten eine Menge Spaß dabei. Wem also mal kalt sein sollte, der kann sich in diesen Arcade-Zentern wunderbar aufwärmen und eins der beiden Spiele spielen. Die Japaner nehmen die ganze Sache aber wesentlich ernster als wir. Die meisten sind mit eigenen Handschuhen ausgestattet und bei den meisten wirkt es eher wie ein Sport, als ein witziger Zeitvertreib.

Für die richtigen Nerds gibt es im darüberliegenden Stockwerk noch ein paar weitere Automaten, an denen man Rollenspiele, komibiniert mit den entsprechenden Karten, spielen kann. Hier sind wir vollkommen ausgestiegen und haben das einfach mal den Einheimischen überlassen.
Das Verrückte an diesem Stadtteil ist wohl, dass es nicht nur vereinzelt solche Spieltempel gibt, sondern dass sie sich einfach kilometerlang aneinander reihen, ohne sich dabei groß voneinander zu unterscheiden. Wobei man hier einwerfen muss, dass zwischendurch immer mal wieder eins der Maids-Cafes zu finden ist. Diese Cafes gehören eindeutig mal wieder zu den Sachen, die wir vollkommen nicht verstehen. Die Maids – also die Hausangestellten, natürlich alles blutjunge Damen- tragen dabei eine extrem knappe Uniform, haben sehr ausgepfeilte, ulike Frisuren und Schminke, umsorgen einen in diesen Cafes. Zu bestellen gibt es beispielsweise Milchshakes oder Toasts, die immer auf niedlich getrimmt werden und irgendwelche Motive darstellen sollen. Natürlich mussten wir auch hier mal hereinschnuppern und zu der Zeit, als wir da waren, waren die Cafes sogar ziemlich gut besucht, vor allem aber von Touristen. Da das Essensangebot aber dreimal so teuer war, wie in normalen Restaurants und wir auch nicht wirklich Gefallen an dem Gedanken gefunden haben, von einer der Maids bedient zu werden, entschieden wir uns gegen einen weitergehenden Besuch.
Unserer Meinung nach, kann man maximal 2-3 Stunden in Akihabara bleiben; nicht weil es danach nicht mehr zu entdecken gäbe, sondern weil man nach der Zeit einfach vollkommen reizüberflutet ist und erst einmal eine Pause braucht.


Sucht man etwas Ruhe, könnte man beispielsweise zum Meiji-Schrein nach Shibuya fahren, wie wir es am Vortag gemacht haben. Markus hatte den Schrein gefunden und vorgeschlagen, dort mal hinzugehen; eine genau Vorstellung hatten wir aber nicht.

Ein Ort der Ruhe mitten in Shibuya

Natürlich fing es, gerade als wir an der Metro Station angekommen sind, wie aus Kübeln an zu schütten. Unsere Regenjacken lagen zu der Zeit natürlich schön im trockenen Hostelzimmer – wie immer. Einen Regenschir kaufen und den dann mit uns herumschleppen, wollten wir eigentlich nicht und nach guten 10 Minuten wich dem Regen ein leichtes Gedröppel und wir versuchten unser Glück. Von der Metro aus, läuft man erstmal gut 2 Kilometer durch einen kleinen Wald. Auch hier kommt man von der Moderne auf einmal sofort in eine ganz andere Umgebung, in der es unglaublich ruhig und gediegen ist. Der Regen und die einsetzende Dämmerung schafften eine ganz besondere Atmosphäre, die bei gutem Wetter bestimmt nicht aufgekommen wäre. Es war irgendwie recht magisch und so kann auch Regen mal was Gutes für sich haben. Schon hier fiel uns auf, dass das Moos in Japan ziemlich schnell alle möglichen Steine, Tore und Figuren bewuchert und so einen frischen grünen Teppich schafft, was uns echt gut gefällt und daher desöfteren als Fotomotiv herhalten musste.

Der Schrein selbst war auch sehr schön. An den Seitenarmen fand man eine Art Gallerien, in der allerlei Obst, Gemüse und Blumen standen, natürlich alles pikobello geordnet. Jeder Apfel, jede Lauchstange und jede Orchidee wurde feinsäuberlich an ihrem Platz drappiert, ohne die umliegenden Gegenstände zu berühren. Wir haben uns mal zusammengereimt, dass das wohl für die Geister sein muss, da man am Eingang auch so Körbchen kaufen konnte – der Sinn bzw. Gedanke dahinter blieb uns aber verborgen.

Wir waren etwas spät dran und durch die omnipräsenten Lautsprecher hallte auf japanisch leider wieder und wieder die Aufforderung jetzt zu gehen.
Warum wir so spät dran waren, hängt auch mit „gehen“ zusammen. Bevor wir es zum Tempel schafften, besuchten wir die berühmte Shibuya Kreuzung, an der bei Peak-Phasen mehrere zehntausende Menschen in einer Ampfelphase die Straßenseite wechseln.
Da wir an einem Sonntag da waren, war der Trubel noch recht überschaubar, dennoch ein interessantes Schauspiel. Wer daran teilnimmt sollte eine Regel befolgen, die da lautet „Weiter laufen“. So besonders, wie es in manchen Videos wirkt, war es aber für uns nicht.


Damit hatten wir nun auch die ein oder andere morderne Seite von Tokyo kennenlernen können. Vergleichen kann man das ganze nicht. Für uns macht es wirklich am meisten Sinn, jeden Stadtteil, eigentlich sogar jede Nachbarschaft individuell zu betrachten. Das eine Tokyo gibt es wohl wirklich nicht!

Markus & Simone

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