25. Januar – 02. Februar 2023
Der Januar ist und bleibt ein Monat, den man umbennen oder besser noch neu erfinden sollte. Warum auch immer, hat der Januar so die Angewohnheit, einen ein wenig herunterzuziehen und den Start in das neue Jahr schwierig zu machen.
Nach einem chilligen Start in Chiang Mai waren die darauffolgenden drei Wochen eher von Ausharren geprägt. Zuletzt haben wir dieses Ausharren 8 Tage lang am Meer in der Nähe von Krabi perfektioniert. Uns hat es in den Touri-Ort Ao Nang verschlagen, wo man vor allem her fährt, um weiterzufahren. Auf eine der vorgelagerten Inseln als Tagesausflug oder direkt um nach Koh Lanta oder Koh Samui weiterzureisen.
Wir haben aber nichts dergleichen gemacht. Anstelledessen haben wir unser Budget ausgereizt und Urlaub vom Reisen gemacht und den größten Teil der Zeit mit unseren E-Bookreadern verbracht. Irgendwie unspektakulär, aber doch genau das, was in dem Moment richtig für uns war.
Tierische Wege…
Da ich aber etwas zu hibbelig bin, um die ganze Zeit nur herumzuliegen, habe ich neben dem Fitnessstudio, auch den am Strand befindlichen Monkey Trail ausprobiert, der einen zu einer kleineren, schöneren Bucht führen sollte. Das Wort „Monkey“ – also Affe – passt bei der Bezeichnung des Weges sehr gut, da vor allem am Anfang eine Scharr Affen darauf wartet, sich ein paar der Snacks der herumlaufenden Urlauber zu stiebitzen oder einfach das angebotene Futter der nahezu Artgenossen dankend anzunehmen. “Trail” also Wanderweg ist aber eher weniger zutreffend – gut, einige der älteren, beleibteren Urlauberinnen, die zum größten Teil so aussahen, als wäre ihr normales Tagespensum eher der Weg vom Zimmer zum Pool, zur Bar und zurück, brauchten zwar mal eine Verschnaufpause; eigentlich war der Weg, der aus einer lustigen Ansammlung an willkürlich hingeuzimmerten Holztreppenstufen bestand, aber in maximal 10 Minuten gut zu bewältigen.


Am anderen Ende angekommen wartet ein schöner Sandstrand auf einen, der zum Verweilen einlädt. Besonders schön ist es, wenn man ins super klare Wasser geht, den toten Mann oder eben die tote Frau macht und dabei hoch zu den empor ragenden Kalksteinen schaut, die umgeben von dichtem, sattgrünen Dschungel und Palmen sind. Eine wirklich unglaublich schöne Kulisse, in der man die anderen Urlauber – von denen es hier eindeutig zu viele für meinen Geschmack gibt – schnell vergisst.
Das soll jetzt nicht falsch klingen, ich gönne es allen einen schönen Urlaub zu verbringen, aber leider macht das den Vibe ein bisschen kaputt, da das touristische Angebot vor allem aufs Saufen, anders kann man es wirklich nicht bezeichnen, ausgelegt ist und zwar für die Generation 50+.
Landschaftlich ist die Gegend aber wirklich sehr sehr schön und ich wäre gerne noch auf einen Aussichtspunkt in einem Nationalpark, 30 Minuten von Ao Nang entfernt gewandert. Da Markus dafür aber noch nicht fit genug war und ein Heraufscheuchen wohl zu heftiger Gegenwehr geführt hätte, habe ich mich dagegen entschieden. Irgendwie war mir nicht so wohl dabei, alleine dort hinzufahren und 3 Stunden wandern zu gehen. Vielleicht muss ich mutiger werden.
Um das zu Üben, habe ich mich anstelle dessen dafür entschieden Rock Climbing zu machen, also an einem der beschriebenen Kalksteinwände hochzukletteren. Dass das Klettern ein tolles Erlebnis sein sollte, wurde uns übrigens von einem alten Bekannten von Markus empfohlen und zwar vor Ort in unserem Hotel.
Das Universum sollte nämlich mal wieder zuschlagen und wie der Zufall so wollte, habe ich mich an unserem ersten Morgen genau neben Markus Bekanntem und seiner Frau gesetzt. Markus, der ein wenig später zum Frühstück kam, nachdem ein Feueralarm ihn endgültig aus dem Bett gescheucht hatte, staunte nicht schlecht, als er an den Nachbartisch schaute. Gut 10 Jahre waren vergangen, seitdem Markus seinen Bekannten das letzte Mal in Singapur gesehen hatte und auch wenn beide sich optisch ein wenig verändert und das ein oder andere graue Haar bekommen haben, war das Wiedererkennen gar nicht so schwer.
Leider reisten die beiden bereits an unserem ersten Tag ab, aber wir konnten noch etwas Zeit am Pool verbringen und ein bisschen über Singapur, Deutschland und die jeweiligen Eigenarten philosophieren.
Es geht hoch hinaus
Aber zurück zum Rock Climbing: Nachdem ich mich für eine der angebotenen Nachmittagstouren – das ausgiebige Frühstück wollte ich mir nicht entgehen lassen und die danach notwendigen 2 Stunden Verdauungszeit, damit man sich überhaupt wieder bewegen kann, musste man ja auch noch einrechnen – entschieden hatte, sollte ich um 13 Uhr an unserem Hotel abgeholt werden. Dass Zeitangaben in Südostasien oftmals grobe Abschätzungen sind und der Pick Up natürlich nicht um 13 Uhr eintrudelte, genau wie wir nicht um 16:30 Uhr zurück waren, sondern gute 2 Stunden später, sollte mich inzwischen auch nicht mehr stören.
Irgendwann kam auf jeden Fall der Pickup und beförderte die weiteren Tourteilnehmer und mich erstmal zum Pier. Dort angekommen ging es weiter auf eins der unzähligen Longtail Boote.
Longtail Boote sind traditionelle Boote, die die Meisten bestimmt schon einmal auf einer Postkarte von Thailand gesehen haben. Betrieben werden sie mit einer langen Stange an dessen Ende ein motorbetriebener Propellor angebracht ist, der dann wahlweise in ins Wasser gehalten wird. Für deutsche Verhältnisse sieht das ganze irgendwie provisorisch aus; eigentlich ist es aber vor allem praktisch und einfach. Die Konstruktion wird manchmal auch sehr kreativ mit Zahnbürsten oder abgeschnittenen Plastikflaschenhälsen präpariert, frei nach dem Motto “Hauptsache es läuft”.
Gute 10 Minuten sollte die Fahrt mit diesem Boot zur Railay Bucht dauern. Die Fahrt, in der man manchmal auch ein bisschen von der Gischt abbekam, gefiel mir ziemlich gut und die Briese um mich herum, lies mich das Freiheitsgefühl schnuppern, nachdem ich so oft suche.


Angekommen am Railay Beach war ich erstmal überfordert von der Masse an Menschen, die sich an diesem Sonntagnachmittag hier tummelte. Eigentlich ist der Railay Beach wirklich schön und die vom Strand ausgehenden Gässchen recht schnuckelig. An dem Tag lag aber eindeutig zu viel Grasgeruch und Bierlaune in der Luft. Aber egal, wir sollten ja schließlich nicht am Strand klettern.
Im Shop des Touranbieters King Climbers angekommen, wurde ich erstmal ausstaffiert mit Klettergurt, passenden Schuhen und Helm. Dann konnte es auch schon los gehen und nach weiteren 10 Minuten Fußweg standen wir an der riesigen Felswand, an der wir in den kommenden 2 Stunden unser Glück versuchen sollten. Die folgende Einführung war wohl die kürzeste, die ich jemals bekommen habe – keine Knoten, keine Technik. Für meinen Geschmack aber sehr erfrischend und das Wichtigste, was ich tun sollte, wenn ich abrutschen würde oder heruntergelassen werden sollte, hatte ich verstanden. Zu viel Methodik killt den Vibe 😉
Nachdem ich erstmal den anderen in der Gruppe ein wenig zugeschaut hatte, wollte ich nun selber ran an die Wand. Ich entschied mich erstmal für den Baby-Aufstieg, der sich aber gar nicht so “baby” herausstellen sollte. Der Aufstieg war gut 4 Meter hoch und als ich registriert hatte, wie hoch diese 4 Meter waren, bekam ich erstmal richtig Muffensausen. Lektion 1, die ich hier lernen sollte: Nicht während des Kletterns nach unten schauen! Auch wenn der Aufstieg nur sehr kurz und auch sehr einfach war, schoss mir das Adrenalin in den Kopf und mein Herzchen klopfte um einiges schneller.
Die zweite Lektion, die ich an diesem Tag lernen und die ich vor allem am Folgetage spüren sollte, war, dass die Beine den Großteil der Arbeit leisten. Hat bei mir vollkommen nicht geklappt und den zweiten Aufstieg, der geschätzt 6 Meter hoch war – vielleicht auch 8 oder aber 4, ich habe gar kein Gefühl für Höhe – absolvierte ich fast ausschließlich, indem ich mich mit den Armen hochzog – Muskelkater hallo! Dadurch musste ich auch ganz kurz vor dem höchsten Punkt resignieren, da ich einfach keine Kraft mehr in den Armen und vor allem nicht mehr in den Händen hatte.


Lektion 3, die ich bei dem ganzen Unterfangen lernen sollte: Fallen ist gar nicht so schlimm – zumindest, wenn man gut gesichert ist. Das Gefühl vom Fallen ist zwar im ersten Moment super unangenehm, aber man gewöhnt sich irgendwie dran und wenn man dann merkt, dass eigentlich nichts passiert, wird es halb so wild.
Diese Lektion ist wohl eine der wertvollsten des Tages, weil ich sie auch auf mein Leben übertragen kann. Manchmal fallen wir oder läuft etwas nicht nach Plan. Aber dann hält uns doch immer ein Netz aus Familie, Freunden, Kollegen und am Ende passiert nichts Schlimmes und wir können es nochmal probieren oder nehmen halt einen anderen Weg.
Nach drei weiteren Versuchen an anderen Stellen, gab ich mich mit meinem Tageswerk zufrieden. Pünktlich zum Sonnenuntergang wurden wir an der anderen Seite der Bucht wieder von dem Longtail Boot abgeholt und fuhren bei gold-rot getauchtem Himmel zurück ans Land.

Eigentlich war ich darauf eingestellt, dass Markus schon ganz hungrig im Zimmer warten würde – aber Pustekuchen, der Herr schlummerte einen sehr späten Mittagsschlaf. Dafür hatte ich einen riesen Hunger und freute mich schon auf ein kühles Chang und das beste Thai Food in ganz Ao Nang. Glücklicherweise hatten wir dieses Juwel, das Thai Family Seafood Restaurant, das klassisch ausgestattet mit roten Plastikstühlen und Taschentuchbox auf dem Tisch daher kam, in der zweiten Reihe gefunden. Hier brauchte es keinen Reinholer, der einen leicht aggressiv auffordert zu Pizza – Indisch – Burger oder Phad Thai ins Restaurant zu kommen. Viel mehr war hier Tische teilen und anstehen angesagt. Das lohnt sich aber wirklich! Egal was wir ausprobiert haben, wir waren immer super happy mit dem Essen. Nur das mit den Chilis hat irgendwie nicht ganz so geklappt. Nachdem Simone an 5 Tagen sehnsüchtig nach scharfem Essen gefragt hat, hat sie erst an Tag 6 Stufe 5 erhalten und war mit leichtem Schweißfilm auf der Stirn endlich mal zufrieden über den Schärfegrad. Die Bedienung machte sich inzwischen selbst einen Spaß daraus.


Time is up…
Neben dem guten Essen, freuten wir uns aber auch darüber, dass es Markus inzwischen wieder besser ging und ich ihn mal wieder mit zum Strand schleppen konnte. Vitamin Sea ist doch oftmals die beste Medizin. Vor allem dann, wenn man nicht weiß, wann man das nächste Mal wieder am Meer ist. Denn mit diesen chilligen Tagen in Ao Nang endet nicht nur unsere Zeit in Thailand, sondern nun auch schon Teil 1 der Weltreise; wir sagen „Auf Wiedersehen Asien!“. Auch wenn ich mich super auf Lateinamerika freue, so weiß ich jetzt schon, dass mir die Unbeschwertheit und die Sorglosigkeit, die das Reisen in Asien mit sich bringt, fehlen wird!


Also auf zu neuen Abenteuern – das heißt für uns: Lass den Flugmarathon Bangkok – Toyko – Vancouver – Mexico CIty starten. Hoffentlich frisst uns das Zeitkontinuum nicht auf!