04.Februar 2023
Die Zeit rast – inzwischen sind bereits drei Wochen vergangen, seitdem wir in Mexico sind. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mehr ans Schreiben zu kommen und mehr die aktuellen Eindrücke festzuhalten – der Jetlag und vor allem die vollen Tage haben mir aber irgendwie einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Der Jetlag kickt!
Nach unserem Monsterflug waren wir ja unglaublich froh um 02:00 Uhr nachts ins Bett fallen zu können. Umso genervter und enttäuschter war ich aber, dass ich bereits um 7:35 Uhr am nächsten Morgen aufgewacht bin. Obwohl uns ja eigentlich eine ganze Nacht gefehlt hat, hab ich es grandioser Weise geschafft sagenhafte 5,5 Stunden zu schlafen. Auch wenn ich eigentlich hellwach war, mein Körper erwarten würde, dass es 20 Uhr abends ist, versuchte ich dann doch noch einmal die Äuglein zu schließen. Nachdem wir beide das Herumgewältze kaum mehr aushalten konnten, sind wir dann gegen 10 Uhr aufgestanden. Dass es in unserem Zimmer, ich würde es ja eher Kabuff nennen, kein Fenster gab, war nicht umbedingt zuträglich endlich in den Tag zu starten. Zudem war es für uns jetzt eigentlich 23 Uhr und somit eigentlich wieder Schlafenszeit angesagt.

Aber das hilft ja alles nichts, also auf zum kostenlosen Hostel Frühstück, das auf der Dachterasse bereitstand. Wer jetzt denkt “ Oh wie schön, auf der Dachterasse in der Sonne“ der hat zwar initial den richtigen Gedanken, bedenkt man aber, dass es gute 7 Grad waren und wir 35 Grad gewöhnt waren und es noch dazu total zugig war, stellte sich das Arrangement für uns als gar nicht so prickelnd heraus.
Mehr begeistern konnte hingegen die frische Papaya. Nachdem sich Sri Lanka ja eigentlich als das Früchte-Paradies herausgestellt hatte mit den aller allerbesten Bananen der Welt (!) waren wir freudig überrascht, dass die Papaya hier noch besser sein sollte. Seit Beginn unserer Zeit hier in Mexico vertilgen wir eigentlich fast jeden Tag Papaya; insbesondere dann, wenn wir selber unser Frühstück bestehend aus Haferflocken, mehr (Markus) oder weniger (Simone) Granola und zuckerfreiem Joghurt zubereiteten. Zuckerfrei, das ist in Mexiko übrigens eine Sache, die relativ selten zu finden ist.


Das sollten wir auch bei unserem anschließenden ersten Stadtrundgang feststellen. Wenn wir dachten, dass die Thai die Könige des Snackens sind, mussten wir uns nach kurzer Zeit in Mexico City eingestehen, dass wir mit dieser Einschätzung wohl falsch lagen. Die Mexikaner sind zweifelos die absoluten Ober-Snacker. Egal ob salzig oder süß – überall, wirklich überall werden Süßigkeiten, Chips oder eine Variation der gefühlt 1000 verschiedenen Maisfladen, die alle andere Namen tragen, verkauft. Dabei darf eins nie nie fehlen – das rote Chilipulver, das einfach omnipräsent ist.
Süßigkeiten sind im übrigen so süß, dass man sie nicht in einem essen kann. Auch wenn das Gebäck hier gigantische Ausmaße hat und die Mini-Version erst an die europäischen Verwandten denken lässt, essen selbst die Mexikaner immer nur kleine Stücke davon, weil es einfach viel viel viel zu süß ist. Neben Warnhinweisen, dass das Lebensmittel zu viel Fett, Kalorien, Zucker und Salz enthält – ich glaube, dass gut 90% des Sortiments der Supermärkte mit diesen Hinweisen gekennzeichnet sind, gibt es hier auch noch eine Einstufung für Zuckerlevel. Die Zahlen 1-3 indizieren dabei, wie süß ein Lebensmittel ist, wobei eine 2 für uns schon heißt, dass es für unseren Geschmack deutlich zu süß ist.
Leider sieht man den Leuten auch an, dass sie oftmals ein Problem mit ihrer Ernährung haben. Auf den Straßen konnten wir so viele, zum Teil stark übergewichtige Menschen sehen, wie noch in keinem Land zuvor. Irgendwie erschreckend, bedenkt man doch, dass die Menschen sich mit den körperlichen Folgen sicherlich auch nicht wohl fühlen. Jedenfalls müsste das nach unserer Einschätzung so sein, aber auch damit liegen wir wohl größtenteils falsch. Die Mexikaner sind ein unglaublich fröhliches, feierwütiges Volk, das scheinbar große Freude am Leben hat und das Leben nicht auf morgen verschiebt.
Nachdem wir eine gute Stunde durch das Herz von Mexico City gelaufen waren, den Zócalo (zentralen Platz) und die älteste Kirche Mexikos besucht hatten, meldete sich unser Magen schon wieder. Für unsere Körper hatten wir ja irgendwie das Abendessen ausfallen lassen und da wir auch am Vortag nur sehr spärlich gegessen hatten, waren wir schon wieder hungrig – in meinem Fall sogar ziemlich doll.
Das sollte sich auch die nachfolgenden Tage durchziehen. Morgens und Mittags hatte ich immer so einen Bärenhunger, abends hingegen null Appetit. Aber auch das sollte sich nach einer Woche legen.
Kurz bevor wir uns zu dem Restaurant das wir auserkoren hatten, aufmachten (ich hatte im Vorfeld mal wieder Recherche betrieben, wohin wir zum Essen gehen könnten und die Innenstadt in Google Maps mit Flags vollgepint) stießen wir vor den Ruinen des Templo Mayor noch auf eine – nennen wir es mal „Tanzgruppe“. Gut 15 Leute hatten sich mit Federumhängen behangen und traditionell indigene Kleidung angezogen und passend geschminkt. An den Beinen trugen sie Lederriemen, an denen mehrere Dutzend Glöckchen hingen. Diese ließen sie, sobald die Trommelmusik losging, im Rhytmus erklingen. Aber mehr noch: Einige Passanten hielt an und ließen sich „einräuchern“ und die Leute wedelten mit einem Pflanzenbüschel herum. Die Beschreibung ist jetzt recht unpräzise und wahrscheinlich kann man sich nicht viel darunter vorstellen. Das liegt aber wohl zum größten Teil daran, dass wir absolut nicht verstanden, worum es sich bei diesem Ritual handelte. Wir gehen davon aus, dass es zum reinigen des Geistes ist; haben aber keine echte Ahnung.


Dennoch waren wir vollkommen begeistert. Waren wir vorgestern noch in einer der größten asiatischen Metropolen, sollten wir hier in Mexiko eine ganz andere Welt vorfinden. Mit Menschen, die vollkommen anders aussahen, andere Bräuche, Religionen und Werte hat. Mit Essen und Trinken, von dem wir noch nie gehört hatten, das wir aber unbedingt probieren wollten. Wir waren absolut begeistert! Was mir vor allem so gut an Mexico City gefallen sollte, sind die Kontraste. Auf der einen Seite sieht man die Überreste der spanischen Kolonialzeit, die unzähligen Kirchen der stark katholischen Bevölkerung und typisch mexikanische bunte Häuser. Auf der anderen Seite gibt es immer noch Relikte aus der Zeit der indigenen Völker, in Mexico City der Atzeken. Gleichzeitig gibt es modernere, hippe Stadtviertel, die man auch gut in einer amerikanischen oder europäischen Stadt vorfinden könnte – mit selbigem Preisniveau. Kommt man weiter raus aus der Stadt, verschwinden diese Bilder und man sieht mehr und mehr wie die normale und irgendwann auch ärmere Bevölkerung lebt.
Unser erster Ausflug in die mexikanische Küche!
Beim Restaurant angekommen, wussten wir erst einmal gar nicht, was wir bestellen sollten und hatten die Umrechnung in mexikanische Pesos noch nicht geschnallt. Noch von Thailand verwöhnt, bestellten wir uns, worauf wir gerade Lust hatten, was am Ende mit einer dicken Rechnung von gut 40€ quittiert wurde. Aber egal, wir waren gejetlagt, hungrig und das Essen war richtig gut. Ich hatte mich für eine Hühner- Gemüsesuppe und Tamales entschieden. Tamales isst man eigentlich zum Frühstück. Sie bestehen aus gekochtem Maisgries, der verschiedene Füllungen – zumeist findet man Hähnchen, manchmal mit Mole oder Sasla Verde- haben kann. Zubereitet wird dieser Gries, der zu einem Rechteck geformt wird, in einem Bananenblatt, das dann gedünstet wird. Manchmal ist das eine ganz schön trockene Angelegenheit, manchmal einfach super soft und gut. Markus hatte sich für eine Sopa Atzteca entschieden, der Name für eine typische Tortillasuppe. Das ist eine richtig geile Angelegenheit. In die pikante Tomatensuppe werden Stücke von Totopos – bei uns bekannt unter dem Namen Nacho Chips – gegeben, die dann mit Käse und Avocado getoppt werden. Nach diesem halben Hauptgericht, kam aber erst das richtige Hauptgericht, bestehend aus 3 Spezialitäten des Hauses. Der Teller war voll mit Guacamole, Reis, Bohnenpaste, einer Enchilada, Hähnchen mit grüner Mole und eine mit Tomatensauce überbackenen und mit Käse gefüllten riesen Chili-Schote. Die Chili sollte man sich besser als riesen Paprika vorstellen und ist auch entsprechend mild. Dennoch – das gefühlte Kilo Käse, hätten selbst drei Leute nicht aufessen können. Mole ist im Übrigen immer eine Sauce, die auf Basis von Kernen hergestellt wird, zu der allerlei Gewürze und andere Zutaten hinzugegben werden. Über Mole könnte man wahrscheinlich eine eigene Abhandlung schreiben, weil es ganz verschiedene Arten gibt, die dann auch noch von Haus zu Haus anders zubereitet werden. Für den Einstieg war uns das aber erst einmal egal, bisher hatten wir noch mit keinem Mexikaner über Essen gesprochen und waren einfach total zufrieden mit unserem Essen. Das Restaurant hatte übrigens ein super schönes traditionelles Ambiente. Als dann auch noch eine komplette Mararachi-Band samt Kontrabass am Nachbarstich aufschlug um mehrere Geburtstagsständchen zu geben, waren wir im siebten Mexiko Himmel.

Da wir unbedingt wach bleiben wollten und nicht bereits um 18 Uhr im Bett einschlummern wollten, entschieden wir uns noch die angrenzenden Sehenswürdigkeiten anzusehen und durch den Park zu schlappen. Zurück im Hostel waren wir voll mit den neuen Eindrücken des Tages, total müde – ich fühlte mich permanent so, als hätte ich Fieber – und super glücklich einen so tollen Start gehabt zu haben.



Was wir in den folgenden Tagen erlebt haben, könnt ihr dann im nächsten Beitrag lesen.
Hasta luego