15. – 22. Dezember 2022
Nachdem unser letzter Urlaub am Strand im Vietnam nur wenige Tage her war, war Simone doch recht skeptisch, dass schon wieder Strandzeit angesagt sein sollte. Markus lockte aber mit den Worten „Dschungel“ und „Wanderung“, was dann schon viel besser in Simones Ohren klang.
Ausschlaggebend für die Wahl unseres nächsten Reiseziels war aber schlichtweg, dass die Reiseroute anderenfalls nicht wirklich sinnvoll gewesen wäre und da Markus vor jedem Bus-Erlebnis zurückschreckt (lange Gräten sind halt nicht immer von Vorteil und manchmal empfiehlt es sich kompakt zu sein) entschieden wir uns für die einfachste – logische Variante.

Koh Rong Samloem – Wir kommen!
So sollte uns unsere Reiseroute nach einem kurzen anderthalbtägigen Aufenthalt in Phnom Phen nach Sihanoukville führen.
An dieser Stelle müssen wir mal kurz stoppen und ein zwei Sätze zu den Städten loswerden. Phnom Phen hat uns total überrascht! Eine so moderne, boomende Stadt hatten wir nicht erwartet. Die Chinesen sind richtig dick als Geldgeber in Phnom Phen eingestiegen. Die beiden riesen Casinos in der Nähe des Unabhängigskeitsdenkmals sind mit einer unglaublichen Weihnachtsbeleuchtung geschmückt – jede deutsche Stadt würde vor den Strompreisen, die diese Lichterflut verschlingen mag, zurückschrecken.
Aber damit noch nicht genug, es gibt unzählige Rooftop-Bars und Restaurants und vor allem Luxusautos. Wir reden hier von dicken Mercedes S-Klassen, Lamborghini und auf Rolls Royce scheint es einen besonderen Mengenrabatt zu geben. Unvorstellbar und so im Kontrast stehend zu dem eigentlichen Einkommensverhältnissen der Kambodschaner.




Durch die schlimme Vergangenheit wurde das Land wirklich stark gebeutelt und Kambodscha ist eins der ärmsten Länder Südostasiens. Mit diesem Wissen im Hinterkopf war es umso merkwürdiger, diese Gegensätze auf der Straße zu sehen. Leider konnten wir uns Phnom Phen nicht so genau anschauen, wie wir eigentlich gewollt hätten, da es Simone etwas erwischt hatte. Rechtzeitig für die anstehenden Busfahrt mit anschließender Wartezeit am Fährterminal und Fährfahrt, meldete sich Simones Magen. Der Nachmittag war für uns damit gegessen und vor Simones Augen stiegen Erinnerungen von den Philippinen auf. Um dem vorzubeugen, gab es dann eine leichte Überdosis Perenterol, die wahre Wunder wirkte und zumindest den Transfer am nächsten Tag ermöglichte – Glück gehabt. Leider gehört das Problem auch zum Reisealltag, umso besser, dass Markus Reiseapotheke immer einige Mittelchen für Simone parat hält.
Zwischenstopp: Sihanoukville – Spuren des Wandels
Für die Fahrt in die Hafenstadt Sihanoukville nahmen wir wieder den Touristenbus Giant Ibis, mit dem wir schon auf unserem Weg von Ho Chi Minh City nach Phnom Phen (inklusive Grenzübertritt) richtig gute Erfahrungen gemacht hatten. Für die Strecke nach Sihanoukville nimmt der Bus die neue Mautstraße – die immer gradeaus! durch die Landschaft gebaut wurde – 1a asphaltiert, mit sauberen Raststätten für die Pausen. Natürlich finanziert, gebaut und betrieben von…den Chinesen.
Die Krönung des chinesischen Investments kann man in Sihanoukville beobachten. Innerhalb von 5 Jahren wurde die Stadt komplett übernommen. Gab es 2017 noch 2 Casinos in der Stadt, sind es heute über 120 Stück – Tendenz steigend. Man sieht riesige Condos, Hotels und Wolkenkratzer, wo vor 5 Jahren noch kein höheres, als zweistöckiges Haus stand. Einge Seen in denen die lokalen Fischer ihrer Arbeit nachgingen, gibt es nicht mehr. Der Vibe in der Stadt, die einst ziemlich beliebt für Backpacker war, ist wenig einladend und untypisch für Südostasien hat man schon ein mulmiges, ungutes Gefühl durch die Straßen zu laufen, die natürlich von chinesischen Hotels und Restaurants gesäumt sind. Die Kinder lernen hier nicht nur englisch – nein chinesisch ist die Sprache der Wahl. Ziemlich verrückt! Uns beide haben die Berichte von den Einheimischen und die Bilder, die wir gesehen haben sehr nachdenklich gemacht. Wir spüren, dass hier geopolitisch echt was im Argen liegt und irgendwie graut es uns vor der Vorstellung, wie die Stadt – wie das Land sich in den nächsten 50 Jahren verändern wird.
Der Grund warum wir nach Sihanoukville gefahren sind, ist aber nicht die Stadt. Sollte man hier mal auf der Durchreise eine Unterkunft benötigen, können wir die Manoha Villa nur wärmstens empfehlen. Das französisch-kambodschanische Paar, das das Hotel führt ist unglaublich nett und man findet hier eine kleine Oase, samt Pool, in der sich wunderbar die Zeit totschlagen lässt.

Aber nicht nur die Städte haben uns überrascht, sondern auch die Menschen. Irgendwie hatten wir eher erwartet, dass die Menschen wie im Nachbarland Vietnam etwas kühl und unnahbar sein würden. Das ist aber absolut nicht zutreffend. Die Kambodschaner sind ein tolles Volk – ein junges, lebendiges Volk, das Spaß am Leben zu haben scheint – trotz aller Widrigkeiten und historischen Lasten. Es gibt unglaublich viele Kinder, die einen anlächeln, zuwinken, hallo sagen. Wir fühlen uns hier unglaublich wohl; haben so viele nette Menschen kennengelernt. Menschen die von sich aus erzählt haben, Menschen die nachgefragt haben, was wir machen und Menschen denen wir so sehr wünschen, dass sie ihre eigene Zukunft bestimmen können und nicht die Macht des Geldes am Ende siegt.
Welcome to Paradise!
Grund für uns war schlichtweg, dass man hier eine der Fähren auf die angrenzenden Inseln Koh Rong und Koh Rong Samloem nehmen konnte. Letztere ist etwas kleiner und noch etwas weniger touristisch erschlossen. Jedenfalls hatten wir das so gelesen und uns daher für diese Insel entschieden. Vorgefunden haben wir aber eine ziemlich gut erschlossene Insel, die vor allem in der großen Bucht alles bietet, was das Touristenherz braucht. Man kann sogar seine Wäsche machen lassen, was wir leider auf Grund von Unterhosenmangel in Anspruch nehmen mussten. Auch wenn man hier bereits vereinzelt größere Resorts findet, die nicht so richtig zum Inselvibe passen, findet man hier noch einige kambodschanische Betriebe.

Unsere Ankunft war im Übrigen auch ganz interessant. Nachdem wir 20 Minuten mit dem Speedboot über die recht raue See gefahren sind, wurden wir am Fähranleger bereits von einem Boot unseres Hotels erwartet. Der Umstieg in das kleine Boot war echt holprig und die anschließende Fahrt im wahrsten Sinne des Wortes feuchtfröhlich. Im Resort angekommen waren wir etwas ernüchtert. Irgendwie hatten wir uns den Strand größer vorgestellt und Preis-Leistung sollte in unseren Augen nicht so ganz zusammenpassen. Vor allem Simone störte sich irgendwie an der Atmosphäre, obwohl unser Bungalow eigentlich ganz ordentlich und sauber war. Vorteil der großen Bucht ist aber, das man hier nicht gefangen ist.
Nach einem kurzen Bad im Meer, suchten wir dann einfach ein anderes Restaurant, in dem es für uns mal wieder Amok geben sollte. Amok ist eins der typischen kambodschanischen Gerichte, das vor allem beim Markus ziemliche Begeisterung hervorgerufen hat. Basis ist – wie sollte es bei uns beiden auch anders sein – Kokosmilch, die mit Amokpaste, bestehend aus Zitronengras, Galgant, Kurkuma, Knoblauch und insbesondere Kaffir Lime Blättern, und weiteren Gewürzen vermengt wird. Dazu kommt dann Fisch oder Hähnchen, Ei und Gemüse. Super Yummy! Krönung für Simone war aber der Banana-Chocolate Shake, mit den leckersten frischen Bananen, der auch sie dann besänftigte.


Am nächsten Tag wurden wir von Günni geweckt. Günni ist unser kleiner Hausgecko, der es irgendwie über Nacht geschafft hatte, in den Bungalow zu kommen, anstelle nur an der Wand am Eingang Wache zu halten. Für uns vielleicht komisch, ist das in den Tropen aber vollkommen normal und störte uns auch nicht weiter. Naja Markus sollte an dem Tag auf jeden Fall beim Wort genommen werden: In unserer Bucht herrschte ein ziemlicher Sturm, sodass alles verriegelt und verrammelt wurde. Dabei war es unglaublich laut, man konnte sein eigenes Wort, zum Bestellen der morgentlichen Nudelsuppe kaum verstehen. Sehr sympathisch essen die Kambodschaner ebenfalls Nudelsuppe zum Frühstück, die mit geröstetem Knoblauch kommt – voll unser Ding! Gestärkt und mit Sonnencreme und Mückenspray eingeschmiert, ging es dann für uns Richtung Dschungel. Die Empfehlung des Hotels den Weg mit geschlossenen Schuhen anzutreten, ignorierten wir mal geflissentlich; anstelle dessen sollten wir mit dem vielfach bewährten Starequipment Flip Flops an den Start gehen, was sich als goldrichtige Wahl herausstellen sollte. Nach den ersten 10 Minuten kommt man zum Dschungel, wo es dann erstmal bergauf geht. Oben angekommen, kommt dann aber erst der interessante Part, da der Weg runter zum Strand, echt eine schöne Kraxelei ist. Zum Glück gibt es ausreichend Seile zum Festhalten. Zu langsam sollte man dabei aber nicht sein, da man sonst als Futter für die herumschwirrenden Mückis herhalten muss. Bei 30 Grad schon eine etwas schweißtreibende Angelegenheit.


Am Strand angekommen wird man aber gebührend für seine Mühen belohnt. Es öffnet sich eine unglaublich schöne, recht überschaubare Bucht, hinter der sich direkt das satte Grün des Dschungels anschließt. Der Anblick ist wirklich sehr schön – getoppt wird das Ganze aber von dem Vibe an dem Strand. Am Sunset Beach, der wohl auch sagenhafte Sonnenuntergänge bieten soll, gibt es nur ganz wenige kleinere Resorts, die vor allem von Franzosen betrieben werden. Man kann zwischen einem Tippizelt und einfachen Holzhütten zählen. Dazu findet man dann 3 luftige Restaurants, die zum Essen und verweilen einladen. Der Strand ist außerdem gesäumt mit einigen Schaukeln und Hängematten, in der Luft schwirren leichte Raggaeklänge und die Menschen sind entspannt. Für uns ein unglaublich toller Ort, um wirklich abzuschalten.

Dabei störte uns dann nicht einmal, dass die Sonne sich ziemlich bedeckt hielt. Wir orakelten schon, dass uns unser asiatisches Inselglück wieder einholen würde – immer dann, wenn wir in Asien Strandurlaub machen wollen, schlägt das Wetter um, ist es bewölkt und die Traumstrände wirken dann leider auch irgendwie trostlos. Unser Orakel hatte aber zum Glück mal wieder eine Macke und die kommenden Tage sollte bestes, sonniges Strandwetter parat halten.


Was wir in den kommenden Tagen gemacht haben, lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Wenn wir nicht zum Sunset Beach gingen, entschieden wir uns für den Lazy Beach – dem einfacheren Weg durch den Dschungel, bei dem man auch mal auf von Markus angelockte Affen trifft – lagen in der Sonne, lasen, tranken Kokosnüsse, und aßen allerlei Khmer Food.
Simone, der ihre Plank-Einlagen am Strand irgendwie nicht mehr ausreichten, lieh sich an zwei Tagen eine Taucherbrille und erkundete die kleinen Riffe am Ende der Buchten. Leider war recht viel Plankton-Grissel im Meer, das auch immer mal wieder richtig fies auf der Haut zwickte. Daher wurde uns von den netten Tauchschulmitarbeitern auch von einem Schnorchelausflug abgeraten. Trotz der eingeschränkten Sicht fand Simone eine super tolle Unterwasserwelt vor. Unter der Meeresoberfläche fanden sich unzählige Korallen, die sich in Form und Farbe unterschieden – von steinartigen gelben Korallen zu kleinen grünen flimmrigen, über lila romanescoartigen Korallen zu roten kaktenartigen Pflanzen. Zu beschreiben, was man da unten sieht, ist gar nicht so einfach, weil man es so selten sieht. Gesehen hat Simone, neben einer Vielzahl an riesigen Papageien-Fischen übrigens auch einen Kalamar, der erstmal kurz für Panik gesorgt hat, dann aber für ein paar Augenblicke bewundert wurde. Einfach ein tolles Erlebnis, das Lust auf mehr gemacht hat.
Auch wenn wir super erholt waren, waren wir schon etwas traurig nach 5 Tagen Abschied von diesem Paradies nehmen zu müssen. Wir hoffen, dass die Insel in den kommenden Jahren wieder etwas belebter wird und die Coronafolgen dann vergessen sind. Gleichzeitig sieht man schon die Betongerüste der Luxusresorts, die nichts gutes verheißen und die die Insel sicherlich verändern werden. Wir sind unglaublich froh, die Insel so kennengelernt zu haben und tragen von nun an den Ort in unserem Kopf.

Wie es für uns auf dem kambodschanischen Festland weitergehen sollte, lest ihr dann im nächsten Beitrag.